Mängel in der Dualen Berufausbildung: Fachkräfte haben wenig Chancen bei techologieintensiven Dienstleistern

Forschung

Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Lehre haben in Unternehmen mit hohen Investitionen in neue Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK) häufig das Nachsehen gegenüber Beschäftigten mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss.

Ein wichtiger Grund für die geringe Nachfrage nach Fachkräften in technologieintensiven Dienstleistungsfirmen sind veraltete Berufsbilder, mangelnde Informatikkenntnisse und eine nicht ausreichende Fremdsprachenausbildung. Dies sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, und infas Bonn im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zur Passgenauigkeit von Ausbildungsberufen im Dienstleistungssektor.

Eine Befragung im Rahmen der Studie bei rund 1.500 Unternehmen in ausgewählten Dienstleistungssektoren zeigt, dass viele Betriebe Ausbildungsordnungen als nicht passgenau kritisieren und die Schaffung neuer Berufe anmahnen. Etwa die Hälfte der befragten Betriebe sagt, dass die Unterrichtsinhalte der Berufsschulen zu wenig mit den Bedürfnissen der Unternehmen abgestimmt sind und die Berufsordnungen für die Ausbildungsberufe nicht den Anforderungen der betrieblichen Praxis entsprechen. Besonders stark werden die Ausbildung in den neuen IuK-Technologien und in Fremdsprachen kritisiert.

Obwohl die informationsintensiven Dienstleistungsunternehmen weniger Fachkräfte einstellen und ausbilden als andere Wirtschaftszweige, stellen sie dennoch das duale System der Ausbildung nicht prinzipiell in Frage. Beinahe alle befragten Betriebe bejahen die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen, für innerbetriebliche Ausbildung zu sorgen, und mehr als zwei Drittel sehen die eigene Ausbildung als unverzichtbares Element ihrer Personalpolitik. Schlechte Erfahrungen mit Fachkräften haben die Betriebe kaum gemacht. Problematisch ist eher die Rekrutierung von geeigneten Bewerbern für die Ausbildung oder die Einstellung von qualifizierten Fachkräften vom Arbeitsmarkt. Somit stellt die duale Ausbildung insbesondere im IuK-Bereich und den Fremdsprachen selbst ein Hemmnis für mehr Beschäftigung von Fachkräften in informationsintensiven Dienstleistungen dar.

Die Lehrinhalte sowie die technische und personelle Ausstattung der Berufsschulen sollten deshalb an die Anforderungen dieser besonders stark expandierenden Unternehmen angepasst werden, um die Attraktivität des dualen Systems der Berufsausbildung zu sichern. So kann auch verhindert werden, dass Fachkräfte und Auszubildende von der allgemeinen Beschäftigungsentwicklung abgekoppelt werden und hauptsächlich in stagnierende oder schrumpfende Bereiche des Handwerks, des verarbeitenden Gewerbes und der traditionellen Dienstleistungsbereiche abgedrängt werden.

Eine Analyse des Mikrozensus zeigt, dass der Dienstleistungssektor mit 60 Prozent Fachkräfteanteil an der Gesamtbeschäftigung unter dem verarbeitenden Gewerbe mit 63 Prozent liegt. Bei den besonders dynamisch wachsenden und informationsintensiven unternehmensnahen Dienstleistungen sind es gerade 48 Prozent. Ähnlich sieht es mit dem Anteil der Auszubildenden aus. Aus Daten des ZEW Dienstleistungspanels geht hervor, dass Dienstleistungsunternehmen, die mehr in IuK investieren, einen geringeren Anteil an Fachkräften beschäftigen als andere Firmen.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Thomas Zwick, Telefon: 0621/1235-131, E-Mail: zwick@zew.de