Innovationserhebung 2002: Anhaltende Nachfrageschwäche gefährdet Innovationskraft der deutschen Exportwirtschaft

Forschung

Rückläufige Innovationsbudgets kennzeichnen aus Sicht der deutschen Unternehmen das Jahr 2002. So rechnen etwa die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes mit einem Rückgang der Innovationsaufwendungen von 60,6 Milliarden Euro in 2001 auf 58,7 Milliarden Euro in 2002. Allerdings scheint es sich dabei nur um einen vorübergehenden Rückgang zu handeln, denn bereits für dieses Jahr erwarten die Unternehmen einen deutlichen Anstieg der Innovationsaufwendungen.

Knapp 62 Milliarden Euro beabsichtigen allein die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes 2003 für Innovationsprojekte auszugeben, und fast 15 Milliarden Euro die unternehmensnahen Dienstleister. Dies ist ein Ergebnis der jetzt fertiggestellten Innovationserhebung 2002, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt hat.

Voraussetzung dafür, dass die von den Unternehmen genannten Planzahlen auch umgesetzt werden, ist, dass die erhoffte konjunkturelle Erholung in Deutschland in Gang kommt und insbesondere die Inlandsnachfrage wieder kräftig zunimmt. Danach sieht es derzeit aber nicht aus. Dies könnte zu einer erheblichen Belastung für die Innovationsaktivitäten der Exportwirtschaft und damit für das Innovationssystem in Deutschland insgesamt werden, da exportorientierte Unternehmen ihre Innovationsaufwendungen in den vergangenen Jahren deutlich stärker gesteigert haben als andere. Dies ist angesichts der seit zehn Jahren anhaltenden Wachstumsunterschiede zwischen der Inlandsnachfrage in Deutschland und der Nachfrage in den wichtigsten Auslandsmärkten nicht verwunderlich. Allerdings kann eine anhaltende Nachfrageschwäche in Deutschland für exportorientierte Unternehmen dadurch zum Hemmschuh werden, dass viele Innovationen in der Regel erst auf dem Heimatmarkt erprobt werden, bevor sie erfolgreich auf Auslandsmärkten vermarktet werden. Fällt der Heimatmarkt als Antreiber von Innovationen dauerhaft aus, kann dies die Innovationsneigung dämpfen und zum Verlust von Marktanteilen im globalen Wettbewerb führen.

Zum Zeitpunkt der Befragung - das heißt Mitte 2002 - schätzten die Unternehmen in der Industrie, dass ihre Innovationsaufwendungen in 2002 etwa auf das Niveau von 2000 zurückfallen dürften. Die unternehmensnahen Dienstleister waren mit einem erwarteten Zuwachs von rund drei Prozent am optimistischsten, wohingegen die distributiven Dienstleister von einem weiteren Rückgang ihrer Innovationsaufwendungen im Jahr 2002 um mehr als zehn Prozent ausgingen.

Im Gegensatz dazu setzen für 2003 alle drei großen Wirtschaftszweige in Summe auf Expansion: In der Industrie planten die Unternehmen Innovationsaufwendungen von knapp 62 Milliarden Euro. Das sind gut fünf Prozent mehr als in 2002 und zwei Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2001. Die Unternehmen in den Dienstleistungssektoren rechneten mit einem Plus von zwei bis drei Prozent.

Die Erwartungen hinsichtlich der Innovationsaufwendungen für 2003 sind in den stärker exportorientierten Branchen tendenziell positiver. In der Industrie erwarten vor allem der Fahrzeugbau, die Elektrotechnik/Elektronik, die Metallindustrie (die immer mehr von der Autokonjunktur abhängt) sowie der heterogene Sektor Holz/Papier/Druck/Verlag steigende Innovationsaufwendungen. Im Dienstleistungssektor sind die Branchen EDV/Telekommunikation, Banken/Versicherungen sowie der Großhandel am zuversichtlichsten, während stärker binnenmarktorientierte Branchen wie die technischen Dienstleister und die Unternehmensberater bei ihren Innovationsbudgets deutlich zurückhaltender sind.

Ansprechpartner

Dr. Christian Rammer, Telefon: 0621/1235-184, E-Mail: rammer@zew.de