Die Ursachen für die sehr unterschiedlichen Zuschauerzahlen in der deutschen Fußball-Bundesliga untersucht eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, gemeinsam mit der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung (WHU), Koblenz. Es zeigt sich, daß primär die Tabellenplätze vor einem Spiel, das Wetter, die Reputation einer Mannschaft, ihre Fangemeinde und deren geographische Verteilung ausschlaggebend sind. So spielen für die Attraktivität des Geschehens auf dem Spielfeld die aktuellen Tabellenplätze vor dem Spiel eine wichtige Rolle. Der Unterschied, ob die Gastgebermannschaft vor dem Spiel Tabellenführer oder das Schlußlicht ist, kann bei sonst gleichen Bedingungen bis zu 8.000 Zuschauer pro Spiel ausmachen. Außerdem sind das Wetter und die Größe des Einzugsgebiets der Heimmannschaft von Bedeutung. Ein Temperaturunterschied von zehn Grad Celsius bringt bei ansonsten gleichen Spielbedingungen 2.200 Zuschauer mehr oder weniger ins Stadion. Pro 100.000 Einwohner des Kreises kann die Heimmannschaft etwa 800 Stadiongäste erwarten.

Für die Reputation der Mannschaft und die Loyalität ihrer Anhängerschaft sind die Erfolge der Vergangenheit, die Fangemeinde sowie deren geographische Verteilung von großer Bedeutung. Je besser die Tabellenplätze in der Vergangenheit waren, desto mehr Eintrittskarten werden nachgefragt. Wäre beispielsweise eine Mannschaft in der vorletzten Saison zum ersten Mal in die erste Fußballbundesliga aufgestiegen und hätte in der letzten Spielzeit die Meisterschaft gewonnen, so würden bei einem Heimspiel dieses Teams durchschnittlich etwa 6.100 Tickets mehr verkauft, als wenn diese Mannschaft nur den zehnten Tabellenplatz belegt hätte. Neben der Reputation der Mannschaft sind auch die Fanclubs ein wichtiger Nachfragefaktor. Insbesondere, wenn diese über weite Teile des Bundesgebiets verstreut sind, stellen sie eine wichtige Nachfragekomponente für Auswärtsspiele ihrer Mannschaft dar. Im Gegensatz zu einer Gastmannschaft ohne Fanclubs sind zu einem Spiel etwa 1.000 Zuschauer mehr zu erwarten, wenn eine Mannschaft empfangen wird, die über 100 Fanclubs mit je 100 km Anreise verfügt.

Ein Ergebnis der Studie ist auch, dass im Durchschnitt etwa 9.000 Zuschauer den Weg in die Stadien der Bundesliga "zufällig" finden. Dieser Sachverhalt legt die Vermutung nahe, daß das Zuschauerpotential noch nicht voll ausgeschöpft ist. Aufgabe des Mangements muß es daher sein, durch aktive Fanpolitik und effizientes Marketing dieses Zuschauerpotential zu erschließen und eine langfristige Kundenbindung anzustreben.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Dirk Czanitzki,Telefon: 0621/1235-194, E-Mail: czarnitzki@zew.de