Eine EU-Armee verspricht mehr Verteidigungsfähigkeit für das gleiche Geld

Kommentar

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron befürworten die Schaffung einer „echten europäischen Armee“. Eine gemeinsame Studie der Bertelsmann Stiftung und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, hat bereits auf die ökonomischen Vorteile gemeinsamer europäischer Streitkräfte hingewiesen. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ sowie Koautor der Studie, nimmt dazu Stellung.

„Die Verteidigungspolitik der EU-Staaten ist heute hochgradig zersplittert und unnötig kostspielig. Eine Vielzahl an unterschiedlichen Waffensystemen und unnötige Parallelstrukturen verursachen immense Kosten, ohne dass dem ein zusätzlicher Nutzen in Form einer höheren Einsatzfähigkeit gegenüber steht. Eine EU-Armee verspricht mehr Verteidigungsfähigkeit für das gleiche Geld. Große Armeen haben ein besseres Verhältnis zwischen der Anzahl der einsatzfähigen Soldaten und der Gesamtzahl der Streitkräfte. Die EU-Armee könnte diese Skalenerträge realisieren.

Ein weiterer großer Vorteil ist, dass die EU-Armee das Trittbrettfahren in der Verteidigungspolitik beendet. In der EU verlassen sich heute viele Mitgliedstaaten auf die Verteidigungsanstrengungen der größeren Staaten und vernachlässigen die Finanzierung ihrer nationalen Armeen. Eine EU-Armee würde über den EU-Haushalt gemäß Anteilen der Mitgliedstaaten an der EU-Wirtschaftsleistung finanziert. Das wäre eine faire Finanzierungsformel für das gemeinsame europäische Gut der Verteidigung. Macron und Merkel sind mit ihrer Initiative auf einem richtigen Weg hin zu einem wirklichen europäischen Mehrwert.“

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Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Telefon 0621/1235-149, E-Mail friedrich.heinemann@zew.de