Deutschland muss insbesondere bei der Digitalisierung von Verwaltung und Mittelstand nachlegen

Kommentar

Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Prof. Achim Wambach, Ph.D., diskutiert heute mit den Leitern der anderen Leibniz-Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland anlässlich des diesjährigen Leibniz-Wirtschaftsgipfels in Berlin über das Thema „Digitalisierung und Arbeitsmarkt“. Dazu nimmt der Präsident des ZEW, das ebenfalls zur Leibniz-Gemeinschaft zählt, Stellung.

„Die fortschreitende Digitalisierung wird die Arbeitsmärkte weltweit grundlegend verändern. Berechnungen des ZEW zeigen, dass bis zum Jahr 2040 rund neun Prozent der derzeitigen Arbeitsplätze in 21 Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) technisch automatisierbar sein werden. Das ist ohne Zweifel ein erheblicher Verlust an Arbeitsplätzen – allerdings fällt dieser Verlust geringer aus, als bisher angenommen.

Die Digitalisierung ist kein ‚Job-Killer‘. Vielmehr ermöglicht sie die Automatisierung bestimmter Tätigkeiten eines Berufs, ohne ihn komplett zu ersetzen. Denn in fast allen Berufen gibt es Aufgaben, die nicht automatisierbar sind. Allerdings nimmt der Druck auf die Beschäftigten und vor allem auf die Geringqualifizierten zu, sich an die beruflichen Veränderungen anzupassen. Dadurch entsteht ein großer Weiterbildungs- und Umschulungsbedarf. Dabei sind Verwaltung und Unternehmen gleichermaßen gefordert.

Sowohl beim Thema E-Government, also der Digitalisierung und Vernetzung öffentlicher Dienste, als auch in mittelständischen Unternehmen hat Deutschland Nachholbedarf. Zwar haben mehr als vier Fünftel der Mittelständler hierzulande in den Jahren 2013 bis 2015 Digitalisierungsprojekte durchgeführt. Der Ausbau der Digitalisierung in diesen Unternehmen geht jedoch nur in vergleichsweise kleinen Schritten voran.“