Gebührenregelungen im Gesundheitswesen und ihre Implikationen für die Gesundheits- und Arbeitsmarktsituation in Ost- und Westdeutschland

Gebührenregelungen im Gesundheitswesen und ihre Implikationen für die Gesundheits- und Arbeitsmarktsituation in Ost- und Westdeutschland

Mit der deutschen Wiedervereinigung übernahmen die ostdeutschen Länder das westdeutsche Krankenversicherungssystem, wobei allerdings einige Sonderregelungen galten. Insbesondere wurde in der offiziellen Gebührenordnung für private Krankenversicherungen ein Abschlag von 55% auf die Gebühren für alle medizinischen Leistungen von niedergelassenen Ärzten für privat versicherte Patienten in Ostdeutschland festgelegt. Zwischen 1991 und 2002 wurde dieser "Ost-Abschlag" schrittweise auf 10 % reduziert und dann 2007 vollständig abgeschafft. Im Rahmen des Projekts wurde untersucht, wie sich dieser plötzliche und unerwartete Anstieg der potenziellen Gewinne von Arztpraxen auf die Arbeitsmärkte im Gesundheitswesen ausgewirkt hat, wobei der Schwerpunkt auf der Aufteilung ökonomischer Renten zwischen Ärzten und ihren Angestellten lag. Mit Hilfe eines Differenz-von-Differenzen-Forschungsdesigns haben wir die Entwicklung der Gewinne und Löhne in Arztpraxen vor und nach der Abschaffung in Ost- und Westdeutschland verglichen, da nur ostdeutsche Ärzte von der Abschaffung betroffen waren. Da zudem nur die Honorare für Leistungen für Privatversicherte und Selbstzahler von der Reform betroffen waren, konnten wir Praxen mit unterschiedlichen Anteilen an Einnahmen von Privatversicherten innerhalb Ostdeutschlands vor und nach der Reform betrachten. Auf diese Weise konnten wir zeigen, dass die Einkommen der niedergelassenen Ärzte in Ostdeutschland im Vergleich zu Westdeutschland nach der Abschaffung des "Ost-Abschlags"  um etwa 10 % gestiegen sind. Darüber hinaus konnten wir mit Hilfe von Sozialversicherungsdaten nachweisen, dass die Arbeitnehmer in ostdeutschen Arztpraxen im Zusammenhang mit der Reform einen dauerhaften Lohnzuwachs von 6 % verzeichnen konnten. Interessanterweise stimmen diese Ergebnisse mit den Schätzungen der zur Aufteilung von ökonomischen Renten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern aus der bisherigen Forschungsliteratur überein, die sich vor allem auf große Produktionsunternehmen stützt.

Projektteam

Eduard Brüll

Eduard Brüll

Projektleitung
Advanced Researcher

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Maximilian Bach

Maximilian Bach

Projektleitung
Researcher

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Christina Gathmann

Christina Gathmann

Research Associate

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Kooperationspartner