Studium oder Berufsausbildung - welche Bildungsrendite ist zu erwarten? Lernen lohnt sich

Nachgefragt

Jedes zusätzliche Jahr in schulischer, beruflicher oder akademischer Ausbildung zahlt sich im späteren Berufsleben durch einen im Mittel etwa sechs Prozent höheren Stundenlohn aus. PD Dr. Friedhelm Pfeiffer, Bildungsökonom am ZEW, erläutert verschiedene Aspekte dieses Befunds.

PD Dr. Friedhelm Pfeiffer ist Ansprechpartner des Forschungsschwerpunktes Bildungsökonomik am ZEW und stellvertretender Leiter des Forschungsbereichs "Arbeitsmärkte, Personalmanagement und Soziale Sicherung". Seit dem Jahr 2009 ist Friedhelm Pfeiffer Mitglied im Bildungsökonomischen Ausschuss des Vereins für Socialpolitik, seit 2010 Mitglied im Mannheimer Bildungsbeirat. Sein Forschungsinteresse gilt den Ursachen und ökonomischen Konsequenzen von Bildungsinvestitionen sowie der Evaluation arbeitsmarkt- und bildungspolitischer Maßnahmen.

Akademiker verdienen zunehmend besser als junge Leute mit einer Berufsausbildung? Was steckt dahinter?

Das liegt an der steigenden Bildungsrendite. Sie gibt an, um wie viel höher der Stundenlohn ist, wenn man ein Jahr länger in Ausbildung ist oder wenn man eine bestimmte berufliche Qualifikation erworben hat, etwa einen akademischen oder einen beruflichen Abschluss. Der Weg zu einem Studium dauert länger als der Weg zu einer Berufsausbildung. Deshalb verdienen Akademiker in der Regel mehr als Absolventen mit einer Berufsausbildung. Da die Bildungsrendite in den vergangenen Jahren gestiegen ist, hat sich der Verdienstabstand zwischen Akademikern und Absolventen mit einer Berufsausbildung jedoch zusätzlich erhöht. In unserem Forschungsprojekt "BRendit: Bildungsrendite und Verdienstrisiken des Studierens", das im Rahmen der Förderlinie "Wissenschaftsökonomie" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung Mittel erhält, wird die aktuelle Entwicklung empirisch erforscht. Der Anstieg der Bildungsrenditen liegt unter anderem darin begründet, dass Maschinen immer "intelligenter" werden und immer weitere Produktionsbereiche erobern. Zur Entwicklung und Bedienung die dieser zunehmend komplexer werdenden Maschinen sind Kompetenzen erforderlich, die in unserem Bildungssystem überwiegend an Hochschulen und nur in geringerem Maße an Berufsschulen erworben werden.

Erzielen Universitäts- und Fachhochschulabschlüsse unterschiedlich hohe Löhne?

Im Mittel, ja. In beiden Abschlussarten gibt es Unterschiede in der Dauer und Intensität der Ausbildung. Ein Studium an einer Universität dauert in der Regel ein bis zwei Jahre länger als ein Studium an einer Fachhochschule. Daher übertrifft der Verdienstzuwachs nach einem Universitätsstudium im Durchschnitt den Verdienstzuwachs nach einem Fachhochschulstudium. Insofern spielt das Ausmaß des Kompetenzerwerbs eine wichtige Rolle für Unterschiede in der Entlohnung von Bildung und Ausbildung.

Zahlt sich demnach ein Studium eher aus als eine Berufsausbildung?

In der Regel schon. Es gibt jedoch Ausnahmen. Es kommt auf die Qualität der Ausbildung, die beruflichen Neigungen und die relative Knappheit auf dem Arbeitsmarkt an. Wer das Glück hat, eine gute Berufsausbildung erworben zu haben, in der nach Abschluss händeringend Facharbeiter gesucht werden, kann durchaus mehr verdienen als jemand, der in einer Zeit eine Arbeit sucht, wenn in seinem Fach nur wenige Stellen offen sind und viele Mitbewerber auf dem Markt sind. Es gibt beispielsweise viele Menschen, die Berufe wählen, in denen die soziale Interaktion hoch ist, etwa Dolmetscher, Krankenpfleger, Sozialpädagogen oder Sportler. Dies kann sich auf die Bildungsrendite auswirken. Je begehrter eine berufliche Tätigkeit ist und je leichter sie zu erlernen ist, desto geringer wird der Arbeitsverdienst im Mittel sein. Je schwerer eine berufliche Tätigkeit zu erlernen ist, und je weniger begehrt sie ist, desto höher wird tendenziell die Bildungsrendite ausfallen.

Zeigen sich für Frauen und Männer unterschiedliche Bildungsrenditen?

Bildung zahlt sich heutzutage für Männer und Frauen etwa gleich aus. Die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen mit gleichem Bildungsabschluss hängen wesentlich damit zusammen, dass Frauen im Mittel häufiger als Männer eine Familienpause einlegen und zudem oftmals weniger Stunden im Jahr berufstätig sind. Diese beiden Faktoren erklären einen signifikanten Teil des Verdienstunterschiedes zwischen Männern und Frauen mit gleicher Ausbildung.