Sechste „Conference on the Dynamics of Entrepreneurship” am ZEW
KonferenzenInternationale Forschende diskutieren aktuelle Erkenntnisse zur Unternehmensgründungsdynamik und Innovationen von Start-ups
Am 9. und 10. Oktober 2025 richtete der ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ die sechste „Conference on the Dynamics of Entrepreneurship (CoDE)“ aus. Spannende Impulse gaben drei internationale Keynote-Speaker von den Universitäten Harvard, Bristol und Turin sowie vier Panelisten. 50 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentierten und diskutierten ihre aktuellen Forschungsergebnisse. Die unter der Leitung von Prof. Hanna Hottenrott organisierte Konferenz zählt zu den wichtigsten wissenschaftlichen Konferenzen in den Forschungsfeldern Entrepreneurship und Unternehmensdynamik.
In insgesamt 18 Sessions wurde eine breite Palette von Themengebieten behandelt. Hierzu zählten unter anderem Arbeiten zu Unternehmensdynamik und Performanz von Start-ups, digitale Transformation, Finanzierung junger Unternehmen, regionale Aspekte von Entrepreneurship sowie Innovationsaktivitäten. Zwischen den Sessions und beim Konferenzdinner hatten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Gelegenheit, sich über aktuelle Forschungsarbeiten auszutauschen.
Innovation und Überlebenschancen von Start-ups
Am ersten Konferenztag referierte Orietta Marsili, Professorin an der University of Bristol Business School, in ihrer Keynote über die Entwicklungs- und Überlebenschancen von innovativen Gründungen. Dabei berief sie sich auf die umwälzenden Erkenntnisse Schumpeters, der auf die Notwendigkeit einer stetigen Erneuerung einer Volkswirtschaft durch Innovationen aus dem Unternehmenssektor, die auch durch Start-ups getrieben werden, aufmerksam machte. Orietta Marsili konnte mit ihrer Forschung zeigen, dass die Einführung von Innovationen die Überlebenschancen von Start-ups erhöht und dass dies insbesondere in Wirtschaftskrisen gilt.
Die Bedeutung von Venture Capital Investoren für Start-ups
Elisa Ughetto, Professorin an der Politecnico di Turino, hielt die zweite Keynote der Konferenz. Sie sprach über die Bedeutung von Venture Capital und Business Angel Aktivitäten für die Entwicklung und die Erfolgschancen von Start-ups. Der Fokus lag auf der Netzwerkfunktion von Business Angels, die innovativen jungen Unternehmen den Zugang zu weiteren Financiers, Kunden und anderen Kooperationspartnern erleichtert. Ihre Untersuchungen ergaben außerdem, dass soziale und Nachhaltigkeitsaspekte bei der Finanzierungsentscheidung von Privatinvestoren noch zu wenig Berücksichtigung finden, um einen Effekt zu erzielen. Ferner wies Elisa Ughetto darauf hin, dass der Wagniskapitalmarkt weiterhin durch männliche Akteure geprägt ist, Frauen werden als Business Angel wenig wahrgenommen und ihre Kompetenzen unterschätzt.
Erfolgreiche, schnell wachsende Start-ups: Nach wie vor große Diskrepanz zwischen USA und Europa
In der dritten Keynote sprach Josh Lerner, Professor an der Harvard Business School, über Wagniskapitalinvestitionen. Er erörterte, warum Europa der Entwicklung in den USA hinterherläuft und weniger schnell wachsende Start-ups hervorbringt. Er zeigte auf, dass es Europa nach wie vor an der Bereitschaft privater Akteure, hohe Beträge in Start-ups mit Wachstumsambitionen zu investieren, mangele. Die aktuellen Förderprogramme zur Wachstumsfinanzierung, die die EU ins Leben gerufen hat, reichten nicht aus, um das erforderliche Venture Capital zu akquirieren. In den USA sorgen institutionelle Rahmenbedingungen und steuerliche Anreize dafür, dass große finanzkräftige Unternehmen Start-ups mit radikalen Innovationsideen unterstützen. Europa müsste die Rahmenbedingungen anpassen, um Anreize für private Investitionen in den Wagniskapitalmarkt zu schaffen.
Paneldiskussion zu akademischen Ausgründungen
Die Konferenz wurde durch eine Paneldiskussion mit Perspektiven aus Politik, Wirtschaft und Forschung zum Thema „Erfolgsaussichten und Hemmnisse für Ausgründungen aus der Wissenschaft in Deutschland?“ bereichert. Moderiert wurde das Panel von Hanna Hottenrott. Eva-Maria Markutzik von der Wirtschaftsförderung Mannheim stellte die Perspektive des Mannheimer Gründerzentrums „Mafinex“ dar. Kathrin Khadra (von RYVER.AI) und Robert Dehghan (von ISTARI.AI) berichteten von ihren eigenen Erfahrungen und Herausforderungen bei der Unternehmensgründung. Über die Herausforderungen bei der Ausgestaltung von Venture Capital Finanzierungsprogrammen für junge Unternehmen konnte Jan Adam (KHAN Funds) interessante Einblicke geben. Die Diskutanten hoben die Notwendigkeit hervor, mehr Venture Capital für schnell wachsende Start-ups in Deutschland zur Verfügung zu stellen. Sie betonten die Bedeutung von Netzwerken zu Investoren und gleichgesinnten (potenziellen) Unternehmern und sprachen sich dafür aus, junge Menschen schon in Schule und Studium an das Thema „Unternehmensgründung“ heranzuführen.