Ökonominnen und Ökonomen auch für Arbeitsmarkt zuversichtlich

Die aktuellen Konjunkturtableaus zeigen einen leichten Zuwachs der Median-Prognose für das reale BIP für das Eurogebiet um 0,2 Prozent. Für nächstes Jahr liegen die BIP-Prognosen bei 4,4 Prozent.

Die Expertinnen und Experten für Konjunktur schätzen die Wirtschaftsentwicklung für das Eurogebiet positiv ein, trotz des stärkeren Einbruchs der Wirtschaft im Jahr 2020. Das Wirtschaftswachstum in Deutschland wird im mittelfristigen Vergleich nur durchschnittlich eingeschätzt, allerdings entwickelt sich der deutsche Arbeitsmarkt voraussichtlich wesentlich besser als der Durchschnitt des Eurogebiets. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW und Börsenzeitung.

Die Median-Prognose für das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Eurogebiet beträgt für 2021 inzwischen 4,8 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als noch vor einem Monat. Die Prognose für 2022 bleibt unverändert bei 4,4 Prozent. Für das deutsche BIP hat sich die Prognose für 2021 hingegen von zuvor 3,5 auf jetzt 3,4 Prozent leicht reduziert. Die Hoffnung auf stärkeres Wachstum hat sich seit einigen Monaten auf das kommende Jahr verschoben: hierfür liegt die BIP-Prognose bei 4,4 Prozent, genauso wie für das Eurogebiet. Nach diesen Prognosen dürfte sich die Wirtschaft im Eurogebiet im Jahr 2021 weit besser entwickeln als in Deutschland. Für das nächste Jahr sollen sich allerdings die Wachstumsraten wieder angleichen.

Nur durchschnittliches Wirtschaftswachstum für Deutschland

Laut Prognosen nahm das BIP Deutschlands von 2019 bis 2022 um 3,3 Prozent zu. Damit ist das Wirtschaftswachstum für Deutschland im mittelfristigen Vergleich nur durchschnittlich.

Im Zeitraum von 2020 bis 2022 würde sich die deutsche Wirtschaft mit einem Gesamtwachstum von 2,66 Prozent aufgrund des stärkeren Einbruchs der Wirtschaft im Eurogebiet im Jahr 2020 allerdings immer noch etwas besser entwickeln als die Wirtschaft des Eurogebiets. Hierfür soll in diesem Zeitraum das BIP-Wachstum bei 2,19 Prozent liegen. Weitet man den Betrachtungszeitraum auf die Periode ab 2019 aus, dann dreht sich das Bild zugunsten des Eurogebiets: Im Zeitraum von 2019 bis 2022 würde das BIP des Eurogebiets um 3,5 Prozent zunehmen, das BIP Deutschlands hingegen nur um 3,3 Prozent. Dies macht deutlich, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland im mittelfristigen Vergleich nur durchschnittlich sein dürfte.

Arbeitslosenquote wieder auf Vor-Corona-Niveau

Die Prognosen für die Arbeitslosenquote im Eurogebiet spiegeln die erwartete positive Wirtschaftsentwicklung wider. Für das laufende Jahr reduziert sich die Prognose von 8,1 auf 7,9 Prozent und für das nächste Jahr auf 7,5 Prozent. Damit läge 2022 die Arbeitslosenquote im Eurogebiet auf dem Niveau vor der Covid19-Krise im Jahr 2019. Die für das BIP-Wachstum passende Aussage, dass die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland in etwa dem Durchschnittswert des Eurogebiets entspricht, trifft erfreulicherweise nicht auf den Arbeitsmarkt zu. Mit einem Wert von 5,6 Prozent für die Arbeitslosenquote im August liegt die Arbeitslosigkeit in Deutschland deutlich unter 7,6 Prozent im Eurogebiet. Allerdings liegt den beiden Statistiken eine unterschiedliche Definition von Arbeitslosigkeit zugrunde. Unter Verwendung der Definition von Eurostat liegt die Arbeitslosenquote in Deutschland mit 3,6 Prozent (Juli 2021) sogar noch weit niedriger. Der deutsche Arbeitsmarkt entwickelt sich somit wesentlich besser als der Durchschnitt des Eurogebiets.

Inflationsrate erreicht neuen Höchstwert

Die Preisentwicklung im Eurogebiet erreichte mit einer Inflationsrate von 3,0 Prozent im August einen neuen Höchstwert in diesem Jahr. Seit Januar stieg die Inflationsrate damit um 2,1 Prozentpunkte an. Der Anstieg der Inflationsrate von Juli auf August zeigt, dass die Dynamik der Aufwärtsbewegung bisher noch nicht nachgelassen hat. Da der größte Inflationsschub von den üblicherweise sehr unbeständigen Energiepreisen verursacht wird, rechnen die meisten Expertinnen und Experten nach wie vor nicht mit einer dauerhaft hohen Inflationsrate. Die prognostizierte Inflationsrate ist 2022 mit 1,6 Prozent zwar leicht höher als im Vormonat, liegt damit aber deutlich unter dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank. Entsprechend rechnen Expertinnen und Experten weiterhin mit einer sehr lockeren Geldpolitik auch für das Jahr 2022.

Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung

In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.

Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.

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