Möglichkeiten und Grenzen von Instrumenten der Immobilienverrentung

Forschung

Sonderfrage im ZEW-Finanzmarkttest: Reverse Mortgage in Deutschland: Reverse Mortgages sind Hypothekenkredite, die es Wohneigentümern ermöglichen, während der Vertragslaufzeit Eigentümer und Bewohner zu bleiben und dennoch aus ihrem Wohneigentum ein monatliches Einkommen zur Erhöhung der Liquidität im Alter zu erwirtschaften. Im Gegensatz zu einem klassischen Hypothekenkredit werden bei Reverse Mortgages sämtliche Zins- und Tilgungsleistungen gestundet und erst zum Vertragsende ausschließlich aus dem Wert der Immobilie beglichen. Dabei kann der Wohneigentümer den Kredit auch zurückzahlen. Reverse Mortgages haben ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten und gewinnen dort zunehmend an Bedeutung, wenn auch auf einem niedrigen Niveau.

Die Märkte in Kanada, Australien und Neuseeland weisen ebenfalls einen hohen Entwicklungsgrad auf. Auch in Europa lassen sich neben dem etablierten Equity Release-Markt im Vereinigten Königreich insbesondere in Spanien, Schweden, Finnland und Frankreich Marktbildungen beobachten.

Trotz des hohen Anteils illiquiden Immobilienvermögens am Gesamtvermögen privater Haushalte in Deutschland gibt es hierzulande noch kein vergleichbares Angebot. Immobilienbesitzer, die älter als 65 Jahre sind, haben im Durchschnitt etwa drei Viertel ihres Vermögens in ihrer Immobilie gebunden. Liegt das Monatseinkommen bei weniger als 1.000 Euro je Haushaltsmitglied, ist diese Quote noch höher: Dann sind mehr als 80 Prozent des Vermögens in der Immobilie gebunden. Insbesondere die demografische Entwicklung und die steigende Bedeutung der privaten Altersvorsorge lassen ein Potenzial für dieses Produkt auch in Deutschland vermuten.

Aus diesem Anlass hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests im Mai 2006 232 Finanzmarktexperten zu den Perspektiven von Reverse Mortgages in Deutschland befragt. Die Ergebnisse lassen grundsätzlich eine steigende Bedeutung dieses Produkts erkennen. Mehr als zwei Drittel der Experten erwarten einen geringen Bedeutungszuwachs, mehr als ein Fünftel stellt eine stark steigende Bedeutung von Reverse Mortgages in Aussicht. Nur eine Minderheit von 11 Prozent erwartet, dass sich die Bedeutung des Produkts nicht ändern wird.

Als wichtigste Hemmnisse für die Akzeptanz von Reverse Mortgages nannten die Finanzanalysten die folgenden Aspekte. Auf Seiten der Anbieter stellen sich laut 49 Prozent der befragten Experten einem breiteren Angebot insbesondere Verwertungsprobleme der beliehenen Immobilien nach dem Tod der Kreditnehmer entgegen. Akzeptanzschwierigkeiten sind aber auch auf Seiten der Nachfrager festzustellen. Hier dominiert vor allem das Erbschaftsmotiv, das mehr als die Hälfte der Befragten für ein bedeutendes oder sehr bedeutendes Hemmnis hält. Wichtig sind aber auch eine grundlegende Abneigung gegen die Kalkulation der eigenen Lebenserwartung (49 Prozent stark oder sehr stark) sowie ein allgemeines Misstrauen gegenüber möglichen Anbietern (43 Prozent stark oder sehr stark).

Nach diesen Ergebnissen wird sich die Sonderfrage im Finanzmarkttest November 2007 erneut mit dem Thema "Reverse Mortgage" befassen.

Am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befassen sich Wissenschaftler des Forschungsbereichs Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement mit dem Thema Reverse Mortgage. Insbesondere konzentrieren sie sich dabei auf die Analyse von Haushaltsstrukturen, Rentenberechnungen und Risikobestimmung verschiedener Produktvarianten sowie die Entwicklung auf bestehenden Märkten.

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