Internationale Forschungsförderung für ZEW-Projekt
Termine und NachrichtenVorhaben von ZEW und Universität Straßburg zur Dekarbonisierung energieintensiver Branchen
Im Rahmen des ANR-DFG-Förderprogramms für Geistes- und Sozialwissenschaften fördern die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die französische Agence nationale de la recherche (ANR) mit rund 330.000 Euro ein dreijähriges Forschungsprojekt des ZEW Mannheim gemeinsam mit der Universität Straßburg. Das Projekt „DISIMS – Decarbonizing Industrial Sectors: Innovation, Market Structure, and Public Policies“ untersucht, wie Klimapolitik, Innovationsanreize und Marktstrukturen zusammenwirken und welche wirtschaftspolitischen Weichenstellungen eine erfolgreiche industrielle Dekarbonisierung in Europa unterstützen können.
„Die ambitionierten Klimaziele Europas lassen sich nur erreichen, wenn es gelingt, in emissionsintensiven Industrien neue klimafreundliche Technologien zu nutzen und diese breit in den Markt zu bringen. Viele dieser Industrien sind durch spezifische Marktstrukturen gekennzeichnet. Genau hier setzen wir mit DISIMS an“, sagt Dr. Oliver Schenker, stellvertretender Leiter des Forschungsbereichs „Umwelt- und Klimaökonomik“ am ZEW. „Gemeinsam mit unseren Partnern in Straßburg wollen wir belastbare Erkenntnisse liefern, wie Industrie- und Klimapolitik so gestaltet werden können, dass sie Innovationen anstoßen und gleichzeitig Wettbewerbsfähigkeit sichern.“
Dekarbonisierung energieintensiver Industrie
Ausgangspunkt des Projekts ist die Frage, wie Deutschland und Frankreich, die sich in ihrer Industriestruktur und ihrem Energiesystem deutlich unterscheiden, ihre zugesagten Klimaziele erreichen können, ohne die industrielle Basis zu gefährden. Deutschland und Frankreich stehen als größte Volkswirtschaften der EU für rund 40 Prozent der Wirtschaftsleistung und etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen. Eine erfolgreiche europäische Dekarbonisierung gelingt nur mit deutlichen Emissionsminderungen in beiden Ländern.
Besonders herausfordernd ist dies für Branchen wie Stahl oder Zement, die sehr emissionsintensiv sind, im internationalen Wettbewerb stehen und deren Dekarbonisierung hohe Investitionen in neuartige Technologien erfordert. Hinzu kommt, dass Unternehmen in Europa mit Produzenten aus Ländern konkurrieren, in denen CO₂-Emissionen weniger streng reguliert sind. Dies kann komparative Kostennachteile schaffen, die Wirksamkeit europäischer Klimapolitik schmälern und Befürchtungen vor Deindustrialisierung verstärken.
Instrumente wie der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) oder der Net-Zero Industry Act (NZIA) reagieren auf diese Spannungsfelder. DISIMS soll dazu beitragen, besser zu verstehen, wie solche Regulierungsansätze auf Innovationsanreize und Wettbewerbsbedingungen in den betroffenen Industrien wirken und allenfalls ergänzt und verbessert werden können.