FRAME-Konferenz zum Beitrag von öffentlicher Forschung auf Innovationen am ZEW

Konferenzen

Professor Bart Verspagen im Vortrag bei der FRAME-Konferenz

Welchen Einfluss haben Innovationen auf das Wirtschaftswachstum? Kann öffentliche Forschung durch Wissensdiffusion Innovationen fördern? Und wie kann die Politik nachhaltige Innovationen und Wachstum unterstützen? Diese Fragen diskutierten Wissenschaftler/innen und politische Entscheidungsträger aus ganz Europa am 19. und 20. März 2018 am ZEW während der Konferenz zur Hälfte der Laufzeit des FRAME-Projekts, das von der Europäischen Kommission im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 unter der Projektnummer 727073 gefördert wird.

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Im Rahmen der Konferenz diskutierten die Gäste neue Forschungsergebnisse zu den Effekten öffentlicher Forschungsförderung auf die ökonomische Entwicklung, die im Rahmen von FRAME erarbeitet wurden. Dabei befassten sie sich mit der makroökonomischen Modellierung und der zugrundliegenden mikroökonomischen Evidenz zu den Auswirkungen der Forschung von Universitäten und Forschungseinrichtungen auf die Innovationstätigkeit. Ein Schwerpunkt lag auf dem Transfer von Ergebnissen an Anwender/innen aus Ministerien und Zentralbanken, die die vorgestellten Modellierungsansätze in Zukunft zur Unterstützung ihrer Entscheidungen einsetzen wollen.

Mikro- und makroökonomische Evidenz im Mittelpunkt

Die Evidenz, also greifbare und nachvollziehbare eindeutige Ergebnisse im Rahmen der Forschung, stand sowohl mikro- als auch makroökonomisch im Mittelpunkt der vorgestellten Untersuchungen. So wurde mikroökonomisch der Einfluss öffentlich finanzierter Forschungs- und Entwicklungsprojekte auf Innovationen, Wachstum und Beschäftigung diskutiert. Professor Jacques Mairesse von der United Nations University – Maastricht Economic and Social Research Institute on Innovation and Technology (UNU-Merit) identifizierte positive Effekte der französischen, steuerlichen FuE-Förderung auf Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) und Produktivität der Unternehmen. ZEW-Ökonom und FRAME-Projektteammitglied Dr. Maikel Pellens zeigte, dass gemeinsame Forschung im Rahmen von FuE-Aufträgen von Unternehmen an Institute der Fraunhofer-Gesellschaft selbst einige Jahre nach Beendigung des Projekts noch positive Beschäftigungseffekte ausweist.

Zur makroökonomischen Modellierung öffentlicher FuE-Ausgaben wurden sowohl agentenbasierte Modelle als auch dynamische, stochastische Gleichgewichtsmodelle, sogenannte DSGE-Modelle, vorgestellt. So präsentierte Dr. Tom Holden von der englischen University of Surrey Ergebnisse des Partner-Projekts MONROE zu langfristigen Wachstumseffekten von FuE in einem Mehrländer-DSGE-Modell. Professor Giovanni Dosi und Professor Andrea Roventini, beide von der Sant’Anna School of Advanced Studies in Pisa, betonten die Vorzüge von agentenbasierten makroökonomischen Modellen für die Analyse der Auswirkungen des technologischen Fortschritts. Bart Verspagen, Direktor von UNU-Merit und Professor an der Universität Maastricht, beleuchtete den Einfluss öffentlicher Forschungsausgaben auf die Produktivitätsentwicklung von OECD-Mitgliedsländern. Im Mittelpunkt seiner Analyse standen öffentliche Ausgaben für missionsorientierte Schwerpunktbildung in der öffentlichen FuE-Politik.

Lebhaftes Panel zu aktuellen Herausforderungen für die Politik

Abschließend wurden im Rahmen einer Paneldiskussion aktuelle Fragen der europäischen Wissenschafts-, Technologie-, und Innovationspolitik beleuchtet. Dr. Georg Licht, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“, moderierte die Podiumsdiskussion. Professor Peter McAdam, leitender Ökonom der Europäischen Zentralbank, unterstrich die Komplexität, die mit der Ausgestaltung neuer effizienter Forschungs- und Innovationspolitik und ihrer Abbildung in ökonomischen Makromodellen einhergeht. Zur Erklärung des aktuellen, weltweiten Rückgangs des Produktivitätswachstums gebe es eine Vielzahl möglicher Erklärungsansätze. Es gelte daher, mehrere Probleme gleichzeitig zu lösen, mit einem begrenzten Verständnis der Einflussgrößen und ihres Zusammenspiels. Professor Diego Comin vom Centre for Economic Policy Research (CEPR) und Dartmouth College teilte diese Einschätzung und ergänzte eine unzureichende Diffusion neuer Technologien in der Wirtschaft und zwischen Ländern als weiteren Erklärungsfaktor. Dr. Alfred Gossner, ehemaliges Vorstandsmitglied der Fraunhofer-Gesellschaft und Präsident der Munich Business School, hob die Bedeutung der Förderung angewandter öffentlicher Forschungskooperationen hervor. Als Beispiel nannte er die Rolle der Fraunhofer-Institute bei der technologischen Unterstützung von Firmen im Bereich der nachhaltigen Energieerzeugung. Professor Andrea Roventini verwies auf die Bedeutung des Staates bei der wirtschaftlichen Erholung von Krisen. Er plädierte für eine stärkere Nutzung missionsorientierter Ansätze in der öffentlichen Forschungsförderung. Dr. Werner Roeger, Leiter „Modelle und Datenbanken“ in der Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen der Europäischen Kommission, verwies auf die laufenden Gespräche über den zukünftigen finanziellen Rahmen für die FuE-Finanzierung durch die Europäische Kommission. Bei unveränderten Regeln für die Einkommensseite des europäischen Haushalts seien Einschnitte in zentralen Programmen der Kommission nicht zu vermeiden. Daher sei es zentral, die Abschätzung makroökonomischer Effekte öffentlicher Forschung und Entwicklung zu verbessern. Denn trotz bestehender Bereitschaft, zusätzliche missionsorientierte Innovationsprojekte aufzulegen, bedeute der Haushaltseinschnitt weniger Spielraum für Forschungs- und Innovationpolitik.

Über FRAME

FRAME erhält Finanzmittel aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. (CO-CREATION-08-2016/2017: Better integration of evidence on the impact of research and innovation in policy making, Finanzhilfe Nr. 727073). Das Projekt wird vom ZEW koordiniert und von international renommierten Institutionen wie der Bocconi University in Mailand, der London Business School, dem Center for Economic Policy Research in London, der Pompeu Fabra University in Barcelona sowie der Lund University durchgeführt und von der Fraunhofer-Gesellschaft unterstützt.