Nahost-Krieg schlägt sich vorerst nicht in Prognosen der Konjunkturexperten/-innen nieder

Konjunkturexperten/-innen sehen im Jahr 2024 eine etwas stärkere Erholung der deutschen Wirtschaft kommen als der Sachverständigenrat.

Die Expertinnen und Experten für Konjunktur bestätigen die anhaltende Flaute der deutschen Wirtschaft. In ihrem Ausblick für 2024 zeigen sie sich jedoch etwas optimistischer als der Sachverständigenrat, der auch kürzlich seine Einschätzung veröffentlicht hat, und sehen eine stärkere Erholung kommen. Für positive Impulse sorgt die Entspannung bei den Preisen: Die deutlich zurückgehende Inflation dürfte den Privatkonsum und damit die Wirtschaft ankurbeln. Die Auswirkungen des Nahost-Kriegs machen sich somit in den Wachstums- und Inflationserwartungen vorerst nicht sichtbar. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW Mannheim und Börsen-Zeitung.

Die Quartalswachstumszahlen für das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands werden mit 0 Prozent für das zweite Quartal (unverändert gegenüber Oktober) und minus 0,3 Prozent für das dritte Quartal angegeben. Die Wachstumsprognosen für Deutschland haben sich gegenüber Oktober nicht verändert. Für das Jahr 2023 prognostizieren die Expertinnen und Experten weiterhin einen Rückgang des realen BIP in Höhe von 0,4 Prozent und für das Jahr 2024 einen Anstieg in Höhe von 0,9 Prozent.

Privatkonsum und Außenhandel als Haupttreiber der Erholung

Während sich die Prognose für 2023 mit der kürzlich veröffentlichten Einschätzung des Sachverständigenrates deckt, liegt die erwartete Wachstumsrate für 2024 um 0,2 Prozentpunkte über jener des Sachverständigenrates. Somit gehen die Expertinnen und Experten von einer etwas stärkeren Erholung der deutschen Wirtschaft aus. Besonders hohe Wachstumsraten für das Jahr 2024 werden beim Privatkonsum (1,3 Prozent), den Exporten (1,1 Prozent) und den Importen (2,3 Prozent) erwartet. Diese Bereiche werden somit als Haupttreiber der Erholung angesehen.

Bessere Aussichten für Eurozone

Konjunkturexperten/-innen revidieren ihre Wachstumsprognose für das Jahr 2023 um 0,1 Prozentpunkte auf 0,6 Prozent nach oben, für das Jahr 2024 wird die Prognose weiterhin mit 1,0 Prozent angegeben.

Die Quartalswachstumszahlen für das Eurogebiet werden mit 0,3 Prozent im zweiten Quartal (unverändert gegenüber Oktober) und minus 0,1 Prozent im dritten Quartal angegeben. Somit ist das Wirtschaftswachstum in der Eurozone weiterhin etwas höher als in Deutschland. Die Wachstumserwartungen für die Eurozone haben sich gegenüber Oktober kaum verändert. Während die Expertinnen und Experten ihre Wachstumsprognose für das Jahr 2023 um 0,1 Prozentpunkte auf 0,6 Prozent nach oben revidieren, wird die Wachstumsprognose für das Jahr 2024 weiterhin mit 1,0 Prozent angegeben.

Inflation weiter auf dem Rückzug

Die Inflationsraten sinken sowohl in Deutschland als auch im Eurogebiet spürbar gegenüber dem Vormonat. Im Oktober lagen die Inflationsraten bei 3,8 Prozent für Deutschland und 2,9 Prozent für das Eurogebiet. Auf Sicht des gesamten Jahres werden Inflationsraten in Höhe von 6,0 (Deutschland) bzw. 5,6 Prozent (Eurogebiet) erwartet. Die prognostizierten Inflationsraten für das Jahr 2024 werden von den Expertinnen und Experten mit 2,8 Prozent (Deutschland; plus 0,2 Prozentpunkte gegenüber Oktober) bzw. 2,7 Prozent (Eurogebiet) angegeben.

Insgesamt scheint es so, als schlage sich der Nahost-Krieg bislang nicht in den Wachstums- und Inflationserwartungen der Expertinnen und Experten für Deutschland oder das Eurogebiet nieder. Dies könnte auch damit zusammenhängen, dass sich der nach dem Ausbruch des Konflikts befürchtete Anstieg der Ölpreise letztlich nicht realisiert hat.

Keine Lockerung der Geldpolitik in Sicht

Die geldpolitischen Erwartungen sind gegenüber Oktober stabil geblieben. Die Erwartung an die kurzfristigen Zinsen in den kommenden drei Monaten sind um lediglich 0,1 Prozentpunkte nach oben revidiert worden. Auch wenn die Expertinnen und Experten für das Jahr 2024 einen deutlichen Rückgang der Inflation in Richtung des Inflationsziels erwarten, gehen sie vorerst nicht von einer Entspannung bei der Geldpolitik aus.

Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung

In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.

Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.