Do Pay-as-bid Auctions Favor Collusion? Evidence from Germany's Market for Reserve Power

ZEW Discussion Paper Nr. 13-035 // 2013
ZEW Discussion Paper Nr. 13-035 // 2013

Do Pay-as-bid Auctions Favor Collusion? Evidence from Germany's Market for Reserve Power

Trotz diverser Modifikationen des Marktdesigns, die darauf abzielten den Wettbewerb im Markt für Regelenergie zu stärken und die Liquidität des Marktes zu erhöhen, kam es zu einem drastischen Preisanstieg und einem Rückgang der Angebotskapazität im Markt für negative Sekundärregelleistung zwischen 2009 und 2010. Da während der Beobachtungsperiode keine auffälligen Entwicklungen am Spotmarkt der European Energy Exchange (EEX), der für die Regelenergieanbieter ein Substitutionsmarkt darstellt und folglich die Opportunitätskosten determiniert, beobachtet werden konnten, kann die Preiserhöhung nicht durch einen Kostenanstieg begründet werden. Vor dem Hintergrund diverser Markteintritte im relevanten Zeitraum erscheint der Preisanstieg noch verwunderlicher.

Zur Analyse des Preisanstiegs wurden uns von der Bundesnetzagentur anbieterscharfe Gebotsdaten zur Verfügung gestellt. In einem ersten Schritt werden Marktstrukturen und Marktmachtsituation mit gängigen Indizes wie HHI und Konzentrationsraten sowie energiespezifische Indizes der Pivotal Supplier Index (PSI) und der Residual Supply Index (RSI) untersucht. Dabei wird ein stark konzentrierter Markt mit hochgradig pivotalen Anbietern in einer Umgebung mit unelastischer Nachfrage und hohen Eintrittsbarrieren identifiziert. Im nächsten Schritt werden individuelle Bietstrategien unter Berücksichtigung des vorliegenden pay-as-bid Auktionsprinzips mit seinem "Rate den Grenzpreis" Prinzip analysiert. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Preisanstieg auf eine zwischenzeitliche Reduktion der Angebotskapazität des marktmächtigsten Anbieters und anschließender Interaktion der beiden marktmächtigsten Anbieter zurückgeführt werden kann. Durch die Angebotsverknappung und wiederholt vorgetäuschtem "schlechtem Raten" kam es so zunächst zu einem spiralförmigen Preisanstieg; die Preise verblieben jedoch auch auf einem höheren Niveau nachdem die Angebotskapazität wieder auf ihr ursprüngliches Niveau zurückgeführt wurde.

Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass dem pay-as-bid Mechanismus eine wesentliche Rolle bei der Erklärung des Preisanstiegs zukommt. Die verbreitete Meinung, dass pay-as-bid Auktionen gegenüber uniform price Auktionen den wesentlichen Vorteil besitzen, Anreize zu strategischer Kapazitätszurückhaltung zu eliminieren und Kollusion zu erschweren, kann dabei als generelle Regel widerlegt werden, sobald eine Regulierungsbehörde den Markt überwacht und Auktionen wiederholt stattfinden. Zwar führt strategische Kapazitätszurückhaltung in Knappheitssituationen bei uniform price Auktionen unmittelbar zu höheren Preisen für alle Anbieter, jedoch können die Anbieter mit einperiodischer Verzögerung auch in pay-as-bid Auktionen dadurch höhere Erlöse realisieren. Eine Kostenbindung der Preise ist in pay-as-bid Auktionen aufgrund des "Rate den Grenzpreis" Prinzip zudem nicht möglich. Die Macht der Regulierungsbehörde und somit das Abschreckungsinstrument wird dadurch deutlich eingeschränkt. Der Nachweis von missbräuchlichem Verhalten ist in pay-as-bid Auktionen folglich schwerer, da die Anbieter sich hinter dem "Rate den Grenzpreis" Prinzip verstecken können und schlechtes Raten von Preisen kein hinreichender Grund für strafrechtliche Verfolgung darstellt.

Heim, Sven und Georg Götz (2013), Do Pay-as-bid Auctions Favor Collusion? Evidence from Germany's Market for Reserve Power, ZEW Discussion Paper Nr. 13-035, Mannheim.

Autoren/-innen Sven Heim // Georg Götz