TransportmarktBarometer ProgTrans/ZEW - Experten erwarten kaum dauerhafte Kundenverluste für die Schiene aufgrund des Bahnstreiks

ZEW/Prognos-Umfrage

Mit einer dauerhaften Abwanderung einer größeren Anzahl von Bahnkunden zu Lkw oder Binnenschiff aufgrund des Streiks der Lokführer im Güterverkehr der Deutschen Bahn ist nicht zu rechnen. Dies ist ein Ergebnis einer Sonderfrage des aktuellen TransportmarktBarometers ProgTrans/ZEW, einer Befragung von 300 Spitzenkräften aus der Transport- und der verladenden Wirtschaft zu ihren Erwartungen bezüglich der Entwicklung von Preisen und Transportaufkommen im kommenden halben Jahr, die von der ProgTrans AG, Basel, und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, im vierten Quartal 2007 durchgeführt wurde.

Die Umfrage ergab, dass 12 Prozent der Experten von keiner und 57 Prozent von einer nur vorübergehenden Verlagerung von Transporten von der Bahn auf Lkw oder Binnenschiff ausgehen. 18 Prozent prognostizieren Verlagerungen auf andere Güterbahnen und 13 Prozent der Experten erwarten einen dauerhaften Verlust bestimmter Transportkontingente für die Deutsche Bahn.

Einhellig wie selten ist in der aktuellen Umfrage die Meinung der Experten bezüglich der weiteren Entwicklung der Preise für Transportleistungen. Im Straßengüter- und im Kombinierten Verkehr sowie im interkontinentalen Luft- und Seefrachtverkehr rechnen sie mit vergleichsweise hohen Preissteigerungen. Im Schienengüterverkehr, bei der Binnenschifffahrt und bei den Kurier-, Express- und Paket-Diensten (KEP) gehen sie von geringeren Preissteigerungen aus. Ausschlaggebend für den erwarteten Anstieg der Transportkosten dürfte vor allem die Entwicklung bei einzelnen Kostenfaktoren wie Energiekosten, Arbeitskosten und Sonderabgaben sein. So haben die Preise für Dieselkraftstoff momentan einen neuen nominellen Höchststand erreicht. Bei den Arbeitskosten wird auf Straße und Schiene immer noch über das Ausmaß des Anstiegs und darüber, wer die Kostensteigerungen tragen soll, diskutiert.

Die Einschätzung der Entwicklung des Transportaufkommens im nächsten halben Jahr ist in der aktuellen Umfrage von einer gewissen Verunsicherung hinsichtlich der weiteren Konjunktur- und Außenhandelsentwicklung als den wesentlichen Bestimmungsgrößen der Transportnachfrage geprägt. In Bezug auf die einzelnen Transportzweige und für die verschiedenen Relationen sind die Erwartungen unterschiedlich: Lediglich im Straßengüterverkehr rechnen die Experten in allen Teilmärkten und auf hohem Niveau weiter mit einem starken Wachstum der Transportmengen. Bei der sehr zurückhaltenden Einschätzung für die Schiene könnten die Streiks bei der Deutsche Bahn AG eine Rolle gespielt haben. Aber auch die Binnenschifffahrt, den Kombinierten Verkehr und die KEP-Dienstleistungen sehen die Experten überwiegend nicht mehr so deutlich auf Wachstumskurs wie in den Vorquartalen. Auch bei der Luft- und Seefracht sind die Erwartungen bezüglich der Mengenzuwächse überwiegend zurückgenommen worden.

Die Einschätzungen in Bezug auf die einzelnen Transport-Relationen sind teilweise recht unterschiedlich: Binnenverkehre werden auf der Straße, dem Binnenschiff und bei den KEP-Dienstleistungen wieder etwas stärker eingeschätzt, ebenso die Europaverkehre bei der Luft- und Seefracht. Bei den interkontinentalen Transporten sind die starken Wachstumserwartungen der Experten für die Verkehre mit der Asien-/Pazifik-Region deutlich gesunken.

Ansprechpartner

Dr. Stefan Rommerskirchen (ProgTrans), Telefon: +41/61/56035-10, E-Mail: stefan.rommerskirchen@progtrans.com

Dr. Georg Bühler (ZEW), Telefon: +49/621/1235-213, E-Mail: buehler@zew.de

Das TransportmarktBarometer von ProgTrans/ZEW

Die ProgTrans AG, Basel, und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, befragen seit 1998 vierteljährlich 300 Spitzenkräfte der Transportwirtschaft und der Verladenden Wirtschaft zur Entwicklung der Transportmärkte. Die Experten werden um eine Prognose dazu gebeten, ob auf Sicht von sechs Monaten das Transportaufkommen und die Transportpreise (stark/schwach) steigen, (stark/schwach) sinken oder unverändert bleiben. Betrachtet werden im nationalen und im grenzüberschreitenden Verkehr nach West- und Osteuropa die Transportbereiche: Straßengüterverkehr, Schienengüterverkehr, Binnenschifffahrt, Kombinierter Verkehr, Kurier-, Express- und Paketdienste. Weiterhin schätzen die Experten die Entwicklung bei Luft- und Seefracht von Deutschland in andere europäische Staaten sowie auf den Routen nach Nordamerika und in die Asien/Pazifik-Region ein.