Ziel des Projektes ist es, die Verbreitung und Diffusion von wissenschaftlichen Erkenntnissen über internationale Standards, die gemeinsam von Wissenschaft, Wirtschaft und anderen Stakeholdern in konsensualen Prozessen erarbeitet werden, in Unternehmen mit Hilfe eines webbasierten Ansatzes zu untersuchen. Wissenschaftliche Publikationen, die in einem Standard referenziert werden, sind essentiell für seine tatsächliche Implementierung. Das generierte Wissen wird somit in einem Standard verankert. Wird dieser Standard von einem Unternehmen umgesetzt, ist dies ein konkretes Indiz für Wissenstransfer (WT) im Sinne einer konkreten Kanalisierung wissenschaftlichen und technologischen Wissens. Die Bedeutung von Standards als Kanal eines interaktiven Wissens- und Technologietransfers wurde bislang in der Diskussion weitgehend vernachlässigt. Zur Untersuchung der Bedeutung dieses Kanals für den WT werden in einem ersten Schritt die in den über 20,000 Standards, die von der Internationalen Standardisierungsorganisation ISO publiziert werden, referenzierten wissenschaftlichen Publikationen identifiziert und analysiert. In einem zweiten Schritt werden Unternehmenswebseiten sowohl zu Beginn des Projektes als auch über die gesamte  Projektlaufzeit dahingehend untersucht, ob und welche internationale Standards in Unternehmen Anwendung finden.

Die Ergebnisse zeigen, dass internationale Normungsorganisationen bevorzugt stark zitierte wissenschaftliche Arbeiten in Standards aufnehmen, was zu einem qualitativ hochwertigen Wissenstransfer und erhöhter Sichtbarkeit der Publikationen führt. Das Webscraping deutscher Unternehmenswebseiten erwies sich als effektive Methode zur Identifikation der Umsetzung internationaler Standards, insbesondere von ISO 9001, ISO 14001 und ISO/IEC 27001, wobei vor allem größere süddeutsche KMU aus dem verarbeitenden Gewerbe entsprechende Managementsystemstandards nennen. Unternehmen, die solche Standards implementieren, weisen eine signifikant höhere Innovationswahrscheinlichkeit auf – am stärksten ausgeprägt bei ISO/IEC 27001 und bei kleinen Unternehmen bis zehn Mitarbeitenden. Ein zweites Webscraping im Jahr 2024 zeigte einen leichten Rückgang der Nennungen von ISO 9001, während ISO/IEC 27001 häufiger erwähnt wurde; zudem sind über 80 % der Unternehmen, die Standards nennen, tatsächlich zertifiziert.