IKT als Basistechnologie

IKT als Basistechnologie

In diesem Projekt stand die Frage im Mittelpunkt, wie tiefgreifend sich die technologischen Entwicklungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) auf das Produktionspotenzial und die Innovationsfähigkeit der Unternehmen auswirken. Von besonderem Interesse ist dabei, welche Unternehmenscharakteristika und -strategien die Produktivitätsbeiträge von IKT-Investitionen erhöhen.

Vergleichbar mit der Elektrizität und der Dampfmaschine werden Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zunehmend als General Purpose Technology oder Basistechnologie verstanden, die alle Sektoren durchdringt sowie ein hohes Potenzial für technologische Verbesserungen und innovative Komplementaritäten zur Folge hat. Die Diffusion von IKT ist von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung, da sie zu einer Erhöhung der Produktivität einer Vielzahl von Wirtschaftszweigen beitragen und damit das Wachstumspotenzial erhöhen kann. Diese Produktivitätswirkungen können sich insbesondere in dreierlei Hinsicht entfalten.

Erstens führt der enorme technologische Fortschritt im IKT-produzierenden Sektor zu gesamtwirtschaftlichen Produktivitätssteigerungen, die umso höher sind, je größer das volkswirtschaftliche Gewicht dieses Sektors ist. Zweitens wird ein großer Teil der Produktivitätssteigerungen aufgrund eines starken Wettbewerbs an die Anwender von IKT-Gütern in Form geringerer Preise weitergegeben, die wiederum die Investitionsanreize steigern. Aus dem Anstieg der durchschnittlichen Kapitalausstattung je Arbeitsplatz ist wiederum eine Zunahme der Arbeitsproduktivität in den IKT-nutzenden Industrien zu erwarten. Drittens dient der Einsatz von IKT oftmals der Entwicklung und Einführung komplementärer Folgeinnovationen, die durch den technologischen Fortschritt im IKT-Sektor erst ermöglicht werden (Spillover).

Im Rahmen des Projekts wurden die Produktivitäts- und Spilloverwirkungen aus dem Einsatz von IKT auf der Grundlage von Unternehmensdaten untersucht. Einen Schwerpunkt bildeten methodische Aspekte der Messung der Produktivitätswirkungen aus dem Einsatz von IKT. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere unbeobachtbare Unternehmenscharakteristika dazu führen können, dass die Auswirkungen von IKT auf die totale Faktorproduktivität in Unternehmen zu hoch eingeschätzt werden. Unternehmen mit gutem Management sind beispielsweise nicht nur besonders produktiv, sondern investieren in besonderem Maße in neue Technologien. Zur Berücksichtigung solcher verzerrenden Einflüsse wurden geeigenete neuere ökonometrische Ansätze verwendet. Die so berechneten Produktivitätsbeiträge lassen auch Schlüsse auf die impliziten Erträge von IKT-Kapital zu. Diese sind scheinbar deutlich höher als die Renditen für konventionelles, d. h. Nicht-IKT Kapital. Eine wesentliche Ursache hierfür ist in den Eigenschaften von IKT als Basistechnologie zu suchen: der Einsatz von IKT wird erst durch verschiedene ergänzende Maßnahmen, wie Innovationen oder Weiterbildungsmaßnahmen, produktiv. Diese Maßnahmen sollten deshalb in der Analyse explizit berücksichtigt werden.

Die Ergebnisse zeigen zudem, dass Unternehmen ein sehr unterschiedliches Potenzial aufweisen, um aus dem Einsatz von IKT zu profitieren. Die Innovationstätigkeit der Unternehmen erweist sich dabei als besonders wichtig. Unternehmen, die bereits zu Beginn des beobachteten Zeitraums 1993 bis 1999 Innovationen eingeführt haben, weisen eine besonders hohe IKT-Produktivität auf. Zudem zeigen die Untersuchungen, dass Unternehmen den Einsatz von IKT nicht nur für die Einführung von neuen Produkten oder neuen Prozessen, sondern auch für innovative Arbeitsplatzpraktiken nutzen. In diesem Zusammenhang sind Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter – insbesondere für Mitarbeiter mit einer hohen formalen Qualifikation – eine wichtige Voraussetzung für eine hohe Produktivität des IKT-Einsatzes.

Projektteam

Prof. Dr. Werner Smolny

Prof. Dr. Werner Smolny

Projektleitung

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Thomas Hempell

Thomas Hempell

Senior Researcher

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Auftraggeber/Zuwendungsgeber