Anlageverhalten am Kapitalmarkt – Bei ähnlicher Risikobereitschaft macht das Geschlecht kaum Unterschiede

Forschung

Frauen sind seltener bereit als Männer, finanzielle Risiken am Kapitalmarkt einzugehen. Grund dafür ist jedoch nicht das Geschlecht, sondern die Risikoeinstellung. Bei ähnlicher Bereitschaft, Risiken in Kauf zu nehmen, spielt das Geschlecht kaum noch eine entscheidende Rolle. Zu diesen zentralen Ergebnissen kommt das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, bei der Auswertung einer für Deutschland repräsentativen Umfrage unter knapp 4.500 privaten Haushalten. Das Panel „Finanzen Privater Haushalte“ wird regelmäßig von der Deutschen Bundesbank erstellt. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die ING-DiBa bei einer Analyse von Kundendaten.

Demnach sind 75 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen nicht gewillt, irgendein finanzielles Risiko einzugehen, und 23 Prozent gehen durchschnittliche Risiken ein, um durchschnittliche Erträge zu erzielen. Bei den Umfrageteilnehmern kalkulieren 63 Prozent ohne jegliches Finanzrisiko und 32 Prozent nehmen durchschnittliche Risiken mit durchschnittlichem Erfolg auf sich. Wird die Risikoeinstellung herausgerechnet, zeigt sich jedoch, dass Männer und Frauen sich am Kapitalmarkt ähnlich verhalten: Vergleicht man eine Frau und einen Mann mit ähnlicher Risikoeinstellung, so hat das Geschlecht keinen großen Einfluss auf das Anlageverhalten in riskante Titel. Anleger und Anlegerinnen handeln also entsprechend ihrer Risikobereitschaft.

Diese variiert beispielsweise mit dem Alter und dem Einkommen: Laut den Auswertungen der Umfragedaten verhalten sich Frauen im Alter über 65 Jahren und mit einem Haushaltseinkommen unter 2.000 Euro pro Monat überwiegend (88 Prozent) risikoscheu am Kapitalmarkt. Bei Frauen in derselben Altersklasse mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von mehr als 4.000 Euro scheuen 64 Prozent das Risiko. Die jüngeren weiblichen Jahrgänge im Alter zwischen 18 und 35 Jahren sowie einem Budget von 2.000 Euro monatlich sind zu 69 Prozent risikoavers, bei einem Haushaltseinkommen von mehr als 4.000 Euro im Monat sind es knapp mehr als die Hälfte (52 Prozent). Bei Männern variiert die Risikoscheu ebenso mit dem Alter und dem Einkommen.

Halten Frauen Wertpapiere, investieren sie ähnlich viel wie die Männer: Bei einem Finanzvermögen von im Schnitt 68.000 Euro bei Frauen und 81.000 Euro bei Männern investieren Frauen 34 Prozent ihres Vermögens in Wertpapiere, Männer 36 Prozent. Bei Unterhalt eines Wertpapierdepots legen Frauen ihr Vermögen gerne in Fonds an (74 Prozent; Männer: 71 Prozent). Börsennotierte Aktien stehen bei den Umfrageteilnehmerinnen dagegen weniger hoch im Kurs (45 Prozent) als bei den Umfrageteilnehmern (57 Prozent).

Die Auswertung der Umfrageergebnisse ist als Veröffentlichung in der Reihe der ZEW Discussion Paper geplant.

Für Rückfragen zum Inhalt

Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Weber, Telefon 0621/181-1532, E-Mail weber@bank.bwl.uni-mannheim.de

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