What Drives Giving in Extensive Welfare States? The Case of Germany

ZEW Discussion Paper Nr. 08-123 // 2008
ZEW Discussion Paper Nr. 08-123 // 2008

What Drives Giving in Extensive Welfare States? The Case of Germany

Ökonomen erklären gemeinnützige Spenden mit einem Interesse der Spender an der Bereitstellung öffentlicher Güter durch die jeweils begünstigte Wohltätigkeitsorganisation. Tatsächlich ist zu beobachten, dass zahlreiche Individuen Geld oder Zeit an Non-Profit- Organisationen spenden. Dies gilt insbesondere für die USA, die vielfach als philanthropisches Vorbild gelten, weshalb das Phänomen der privaten Spendentätigkeit dort bereits hinreichend empirisch untersucht wurde. Für Länder mit einer Tradition als ausgeprägte Wohlfahrtstaaten und einer steuerfinanzierten Bereitstellung öffentlicher Güter durch den Staat, existiert hingegen kaum empirische Evidenz. Aufgrund des grundlegend verschiedenen institutionellen Hintergrunds ist indes nicht klar, inwiefern die Resultate für die USA auf Länder mit einem umfangreichen Wohlfahrtstaat übertragen werden können. Um erste empirisch fundierte Erkenntnisse über die Mechanismen der Spendentätigkeit in Wohlfahrtstaaten zu erhalten, ermitteln wir in diesem Arbeitspapier die Reaktion von gemeinnützigen Spenden auf Änderungen des Einkommens sowie des Preises, die so genannten Einkommens- und Preiselastizitäten, in Deutschland. Der Preis einer Spende kann aufgrund der Spendenabzugsfähigkeit im deutschen Einkommensteuerrecht als (1-m) definiert werden, wobei m der marginale Einkommensteuersatz ist. Zu diesem Zweck nutzen wir eine Stichprobe von 2743 Einkommensteuererklärungen aus dem deutschen Taxpayer Panel der Jahre 2001 bis 2003. Die Einkommensteuererklärungen enthalten Informationen über die Höhe der Spenden, die steuerlich geltend gemacht wurden, sowie über verschiedene sozioökonomische Variablen wie Geschlecht, Alter, Religionszugehörigkeit und Familienstand. Da in ca. 65 % aller Einkommensteuererklärungen keine Spenden angegeben sind, berücksichtigen wir in unseren Schätzungen explizit diesen Selektionsprozess. Unsere Ergebnisse zeigen eine unterproportionale Reaktion von Spenden auf Einkommensänderungen: Ein Einkommensanstieg von 1 % führt zu einem durchschnittlichen Anstieg der Spenden von 0,74 %. Die Reaktion auf Preisänderungen ist hingegen recht elastisch: Ein Rückgang des Spendenpreises um 1 % erhöht die Spenden um 1,38 % bis 1,54 %. Dies zeigt, dass der Einkommensteuertarif einen deutlichen Einfluss auf die Spendenentscheidung hat. Vergleichen wir die Ergebnisse mit jenen Studien für die USA, die eine ähnliche Methode genutzt haben, sind keine signifikanten Unterschiede in den Einkommens- und Preiselastizitäten in Deutschland und den USA festzustellen. Die der Spendenentscheidung zugrunde liegenden Mechanismen scheinen somit in beiden Ländern ähnlich zu sein, auch wenn die wohlfahrtstaatlichen Traditionen höchst verschieden sind.

Borgloh, Sarah (2008), What Drives Giving in Extensive Welfare States? The Case of Germany, ZEW Discussion Paper Nr. 08-123, Mannheim.

Autoren/-innen Sarah Borgloh