ZEW Discussion Paper Nr. 12-025 // 2012

Offshoring and Labor Income Risk

Dieses Diskussionspapier geht der Frage nach, wie sich Auslagerungsprozesse von Produktionsaktivitäten, sogenanntes Offshoring, auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirken. Insbesondere wird der Zusammenhang zwischen Offshoring und Einkommensrisiko behandelt - ein Aspekt der bisher in der Literatur kaum Beachtung gefunden hat. Einkommensrisiko bezeichnet hierbei Schocks auf das Einkommen, welche nicht nach kurzer Zeit auslaufen und daher nicht durch Sparen oder Entsparen selbstständig "versicherbar" sind. Dieses sogenannte permanente Einkommensrisiko ist eindeutig wohlfahrtsrelevant, da hiervon die langfristigen Spar- und Konsumentscheidungen risikoaverser Individuen betroffen sind. Durch die Analyse des Einkommensrisikos tragen wir zudem dadurch zum Fortschritt der Forschungsliteratur bei, dass wir nicht allein Niveaueffekte untersuchen. Risikoaverse Individuen benötigen bezüglich wohlfahrtsrelevanter Entscheidungen immer auch Informationen über die Volatilität des Einkommens.

Unsere Analyse beinhaltet drei Schritte. Zunächst wird der unvorhersehbare Teil des individuellen Einkommens als der Residualterm einer Lohngleichung geschätzt. Dieser dient anschließend als Grundlage für die Schätzung des permanenten Einkommensrisikos. Die resultierenden Werte für verschiedene Sektoren des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland zwischen 1991 (bzw. 1999) und 2005 werden anschließend in einer Panelanalyse mit Daten zur sektoralen Intensität des Offshoring in Verbindung gesetzt. Die Intensität des Offshoring ist hierbei definiert als importierte Zwischenprodukte eines Sektors welche dem gleichen Sektor im Ausland entstammen, geteilt durch den Gesamtoutput des Sektors. Wir unterscheiden nicht zwischen Transaktionen innerhalb einer Firma als rechtlicher Einheit und unabhängigen Zulieferern. Alle Entscheidungen, einen Teil der Produktion nicht im Inland auszuführen, werden somit durch unser Maß angenähert. Allerdings rechnen wir Offshoring in nicht-OECD Ländern eine besondere Bedeutung zu, da diese an Kostenersparnis orientierte Form der Verlagerung die meiste Aufmerksamkeit in der öffentlichen Diskussion, sowie der theoretischen Modellierung erfährt.

Als Ergebnisse dieser Studie ergeben sich die folgenden Schlussfolgerungen. Ein Anstieg der Offshoringintensität eines Sektors senkt das durchschnittliche permanente Einkommensrisiko in diesem Sektor, insbesondere wenn in nicht-OECD Länder ausgelagert wird. Ein Grund für ein solches Ergebnis könnte sein, dass Firmen die volatileren Produktionsstufen ins Ausland verlagern und somit die weniger schwankungsanfälligen Tätigkeiten im Inland verbleiben. Eine solche Tendenz kann sich z.B. daraus ergeben, dass Deutschland auf Grund eines relativ rigiden Arbeitsmarkts einen komparativen Vorteil in weniger volatilen Teilen derWertschöpfungskette hat. Sind gleichzeitig keine großen Effekte durch Offshoring auf das Niveau der Beschäftigung und der Löhne festzustellen, kann Offshoring somit wohlfahrtssteigernde Effekte haben.

Hogrefe, Jan und Yao Yao (2012), Offshoring and Labor Income Risk, ZEW Discussion Paper Nr. 12-025, Mannheim.

Autoren/-innen Jan Hogrefe // Yao Yao