Die Koexistenz von Zertifikatemärkten für grünen Strom und CO2-Emissionen - wer gewinnt und wer verliert?

Referierte Fachzeitschrift // 2001
Referierte Fachzeitschrift // 2001

Die Koexistenz von Zertifikatemärkten für grünen Strom und CO2-Emissionen - wer gewinnt und wer verliert?

Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die Unterzeichnerstaaten des Klimapro-tokolls von Kioto Maßnahmen ergreifen werden, um die darin festgeschriebenen nationalen Reduktionsverpflichtungen für Treibhausgase möglichst effizient umzu-setzen. Auf europäischer Ebene wird diese politische Entwicklung durch das Grün-buch zum Emissionsrechtehandel mit Treibhausgasen dokumentiert. Gleichzeitig werden im Weißbuch zum Ausbau erneuerbarer Energien feste Mengenziele für den Ausbau erneuerbarer Energien im Stromsektor gesetzt, ungeachtet dessen, ob es sich dabei um effizienten Klimaschutz handelt oder nicht. Es ist zu erwarten, dass sich zusätzliche Märkte für sogenannten grünen Strom aus erneuerbaren Energien und für Kohlendioxidreduktionen bilden. Die Pläne der europäischen Kommission könnten darauf hinauslaufen, dass beide Märkte als Zertifikatehandel organisiert werden. Einerseits würde die Produktion von grünem Strom mit grünen Zertifikaten verbrieft und gehandelt. Andererseits würde ein Handelssystem für CO2-Emissionsrechte geschaffen. Da mit der Produktion von grünem Strom in der Regel als Kuppelprodukt eine CO2-Reduktion einhergeht, gibt es eine substantielle Ver-bindung der beiden Märkte. In unserem Papier wird untersucht, wie sich die Markt-preise gegenüber einer isolierten Betrachtung der Einzelmärkte ändern, wenn die Koexistenz des jeweils anderen Marktes zusätzlich berücksichtigt wird. Im Ver-gleich zur isolierten Betrachtung der Einzelmärkte profitieren durch die (offene und geschlossene) Koexistenz der beiden Märkte zunächst die Nachfrager nach Zertifi-katen der jeweiligen Regulierung, da aufgrund der Kuppelproduktion das Zertifika-teangebot zunimmt. Betrachtet man nur das CO2-Ziel, ergibt sich aufgrund der För-derung der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien durch die Quote eine Dop-pelförderung, die zu Lasten der Anbieter von CO2-Reduktionen aus rationeller Ener-gienutzung geht. Das finanzielle Volumen des Grüne-Zertifikatemarkts ist größer, wenn die Produzenten von grünem Strom vom konventionellen Strommarkt - etwa durch eine Fixpreisregelung für die Commodity des grünen Stroms - ausgeschlossen werden.

Bräuer, Wolfgang, Marcus Stronzik und Axel Michaelowa (2001), Die Koexistenz von Zertifikatemärkten für grünen Strom und CO2-Emissionen - wer gewinnt und wer verliert?, Zeitschrift für Umweltpolitik & Umweltrecht 3 , 379-392

Autoren/-innen Wolfgang Bräuer // Marcus Stronzik // Axel Michaelowa