Der Einfluß der Umweltpolitik auf das Innovationsverhalten - eine ökonometrische Untersuchung

ZEW Discussion Paper Nr. 98-23 // 1998
ZEW Discussion Paper Nr. 98-23 // 1998

Der Einfluß der Umweltpolitik auf das Innovationsverhalten - eine ökonometrische Untersuchung

Die Wirkungen umweltpolitischer Instrumente wurden im Hinblick auf ihre Innovationseffekte bislang überwiegend in einem eher linear-mechanistischen Ansatz auf der Grundlage der traditionellen neoklassischen Umweltökonomie untersucht. Dabei wird überwiegend auf die Vorteile einer Nutzung ökonomischer Instrumente zur umweltpolitischen Regulierung hingewiesen. In der vorliegenden Untersuchung wird jedoch davon ausgegangen, daß umweltpolitische Instrumente als Teil eines Systems komplexer Einflußstrukturen auf die Unternehmen wirken.

In den multivariaten Analysen bestätigte sich der Einfluß umweltpolitischer Maßnahmen auf Innovationen. Die Kritik mangelnder Innovationsimpulse durch die ordnungsrechtlich geprägte Umweltpolitik wird aber nur bedingt unterstützt. Im Kontext unterschiedlicher Einflußstrukturen und Innovationsziele sind durch Umweltabgaben und Umweltauflagen sowohl fördernde als auch hemmende Effekte zu beobachten.

Die unternehmensinternen technologischen Kapazitäten weisen keine nachweisbare Relevanz für Umweltinnovationen auf. Stattdessen werden verschiedene unternehmensexterne Informationsquellen genutzt, um notwendiges Fachwissen zu erhalten.

Zur Aneignung von Innovationserträgen aus Umweltinnovationen hat der klassische Patentschutz keine Relevanz. Zum Schutz neuer umweltfreundlicher Produkte präferieren umweltinnovative Unternehmen die Erzielung eines zeitlichen Vorsprungs in der Vermarktung gegenüber der Konkurrenz. Prozeßinnovationen zur Reduzierung der Umweltbelastung in der Produktion werden durch eine komplizierte Prozeßgestaltung geschützt.

Während ein Einfluß der Marktstruktur nicht zu erkennen ist, zeigen sich Größenklasseneffekte. Demnach ist in sehr kleinen und sehr großen Unternehmen eine besondere Bedeutung von Umweltinnovationen zu erkennen, während die Bedeutung in mittelständischen Unternehmen am geringsten ist.

Unternehmen erweisen sich bei der Entwicklung umweltfreundlicher Produkte als risikoavers. Ein Engagement wird von der Existenz ökonomischer und technischer Risiken abhängig gemacht. Unter Risikoaspekten weisen demnach inkrementelle Innovationen Vorteile auf. Für Innovationen zur Reduzierung der Umweltbelastung in der Produktion erweisen sich zu geringe Eigenkapitalmittel als ein wesentliches Innovationshemmnis. Damit steigt der Einfluß von hohen Anpassungs- und Umstellungskosten sowie von "sunk-cost" auf die Innovationsentscheidung, und es werden Anreize zugunsten der Anwendung von End-of-PipeTechnologien gegeben.

Hemmelskamp, Jens (1998), Der Einfluß der Umweltpolitik auf das Innovationsverhalten - eine ökonometrische Untersuchung, ZEW Discussion Paper Nr. 98-23, Mannheim.

Autoren/-innen Jens Hemmelskamp