ZEW-Prognosetest Juli 2007 - Banken prognostizieren Zinsanstieg, kein Aufwärtspotenzial bei den Aktienmärkten

Forschung

Nach Einschätzung führender Finanzmarktanalysten von insgesamt 18 Banken, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) vierteljährlich befragt, werden die Zinsen im Euro-Raum innerhalb der nächsten Monate weiter steigen. Für die deutschen und europäischen Aktienmärkte erwarten sie keine großen Veränderungen.

Für die kurzfristigen Zinsen (3-Monats-Euribor) prognostizieren die Experten bis September einen durchschnittlichen Anstieg um 23 Basispunkte auf 4,40 Prozent. Bei den langfristigen Zinsen gehen sie von einem wesentlich geringeren Anstieg um 4 Basispunkte auf 4,61 Prozent aus. Auf Sicht von sechs Monaten werden die kurz- bzw. langfristigen Zinsen nach Meinung der Analysten im Mittel auf 4,52 Prozent bzw. 4,66 Prozent steigen. "Das impliziert, dass ein erheblicher Teil der Kreditwirtschaft noch zwei Zinserhöhungsschritte der Europäischen Zentralbank in diesem Jahr erwartet", sagt ZEW-Volkswirt Gunnar Lang.

An den deutschen und europäischen Aktienmärkten erwarten die befragten Experten bis zum Jahresende kein weiteres Aufwärtspotenzial. Für September rechnen sie mit einem leichten Rückgang des Dax auf 7.884 Punkte. Der DJ Stoxx 50 wird nach durchschnittlicher Einschätzung auf 3.940 Punkte steigen, der TecDax wird in 3 Monaten unverändert bei 924 Punkten notieren. Zum Jahresende erwarten zehn der 17 befragten Banken für den Dax einen Punktestand von mehr als 8.000 Punkten. Im Durchschnitt wird der Dax bei 8.023 Punkten, der DJ Stoxx 50 bei 4.009 Punkten und der TecDax bei 944 Punkten gesehen. Auffallend ist die große Spannweite zwischen höchster (Landesbank Berlin: 8.700 Punkte) und niedrigster (Helaba: 6.800 Punkte) Prognose für den Dax.

Für den US-Dollar/Euro-Wechselkurs sagen die Experten ebenfalls keine großen Veränderungen voraus. In drei Monaten erwarten die befragten Banken einen Kurs von 1,34 US-Dollar je Euro. Für das Jahresende rechnen die Experten mit einem Wechselkurs, der dem heutigen Niveau (1,35 US-Dollar je Euro) entspricht.

Die Auswertung der Prognosegüte aller zwischen Juni 2001 und Juni 2007 abgegebenen Drei- und Sechs-Monats-Prognosen der 18 Banken ergibt ein gemischtes Bild. In der Gesamtwertung bleibt die Benchmark ungeschlagen. Als Benchmark dient für Wechselkurse und Zinsen der Wert vor drei bzw. sechs Monaten sowie für Aktien die Fortschreibung mit dem langfristigen Trend. Vor allem bei den Voraussagen für die kurzfristigen Zinsen, aber auch bei der Prognose des US-Dollar/Euro-Wechselkurses haben die Banken jedoch weitestgehend richtig gelegen. Mehrere Institute haben bei diesen Teilfragen bessere Vorhersagen als die Benchmark getroffen. Die anhaltend gute Performance der deutschen und europäischen Aktienmärkte, insbesondere die des Dax, haben die Analysten jedoch deutlich unterschätzt. Im Gesamtranking behauptete die Dresdner Bank ihren ersten Rang, gefolgt von Commerzbank, DekaBank und HSBC Trinkaus Burkhardt.

Bei der Auswertung der Richtungsprognosen für den gleichen Zeitraum zeigt sich ebenfalls, dass die Prognosegüte für die kurzfristigen Zinsen vergleichsweise hoch ist. Aber auch für die Aktienindizes und den US-Dollar/Euro-Wechselkurs haben die Banken die Richtung der Veränderung häufiger richtig als falsch prognostiziert. Im aktuellen Prognosetest führt die Hamburger Sparkasse das Gesamtranking der besten Richtungs-Prognostiker an, gefolgt von Commerzbank, Dresdner Bank, Bayern LB und Sal. Oppenheim.

Daneben hat das ZEW zum zweiten Mal eine gesonderte Auswertung der Prognosen seit September 2005 durchgeführt. Dabei zeigt sich erneut eine deutlich verbesserte Prognosegüte der deutschen Banken bei allen Kapitalmarktgrößen. Die Benchmark wurde in allen Teilfragen geschlagen. Besonders auffällig ist die hohe Treffgenauigkeit bei der Prognose der Aktienindizes (seit September 2005), die in der Langfristbetrachtung nicht gegeben ist. Die Dresdner Bank liegt im Gesamtranking für diesen Zeitraum bei den Punktprognosen vorne, gefolgt von DZ-Bank, Bayern LB, Commerzbank und West LB. Das Gesamtranking der besten Richtungs-Prognostiker führt zum wiederholten Mal die Deutsche Postbank an. Aber auch die Dresdner Bank schätzte hier die Richtung der Veränderung in mehr als 70 Prozent der Fälle richtig ein.

Ansprechpartner

Gunnar Lang,Telefon: 0621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de