Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im September 2006 deutlich um 16,6 Punkte gefallen. Der Indikator steht nun bei minus 22,2 Punkten nach minus 5,6 Punkten im August. Damit liegt er weit unter seinem historischen Mittelwert von 34,7 Punkten.

Für den Rückgang des Indikators sprechen verschiedene Gründe. Zum einen dürfte sich die weltweite Nachfrage nach deutschen Exportgütern aufgrund einer erwarteten Abkühlung der US-amerikanischen Konjunktur abschwächen. Zum anderen werden die Impulse für die inländische Nachfrage zu Beginn des Jahres 2007 nachlassen, denn die Erhöhung der Mehrwertsteuer wird den privaten Konsum beeinträchtigen. Zudem verteuern sich die Investitionen durch die Zinserhöhungspolitik der EZB.

Die Einschätzung der befragten Finanzmarktexperten zur aktuellen konjunkturellen Lage verbessert sich in diesem Monat zum wiederholten Male. Der entsprechende Indikator steigt von 33,6 Punkten im August auf 38,9 Punkte im September.

"Das erneute Auseinanderlaufen von Lage und Erwartungen weist darauf hin, dass die derzeitige erfreuliche wirtschaftliche Situation im nächsten Jahr umzukippen droht. Die Bundesregierung sollte diese Alarmsignale nicht überhören und die bedenkliche Schieflage in ihrem wirtschaftspolitischen Kurs korrigieren," kommentiert ZEW-Präsident Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz.

Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone verschlechtern sich im September ebenfalls deutlich. Der Euro-Indikator verliert 11,5 Punkte gegenüber dem Vormonat und liegt nun bei minus 10,2 Punkten. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verbessert sich in diesem Monat. Er steigt um 5,6 Punkte und steht nun bei 40,5 Punkten.

An der Umfrage im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) vom 4. bis zum 18. September 2006 haben sich 307 Analysten und institutionelle Anleger beteiligt. Sie wurden nach ihren mittelfristigen Erwartungen bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung befragt. Der Indikator Konjunkturerwartungen gibt die Differenz der positiven und negativen Einschätzungen für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung auf Sicht von sechs Monaten in Deutschland wieder. Die horizontale Linie kennzeichnet den historischen Mittelwert der ZEW-Konjunkturerwartungen.

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Dr. Sandra Schmidt, E-Mail: s.schmidt@zew.de

Matthias Köhler, E-Mail: koehler@zew.de