ZEW-Finanzmarkttest: Finanzexperten erwarten Übernahmewelle in Deutschland

Forschung

Unternehmensübernahmen dürften in Deutschland ab dem Jahr 2002 wesentlich häufiger auftreten als bisher. Dieser Meinung sind rund 280 Finanzexperten aus Banken, Versicherungen und Industrie, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, im Rahmen des monatlichen ZEW-Finanzmarkttests um Auskunft über die zukünftige Entwicklung von Übernahmen in Deutschland gebeten hatte.

Knapp 90 Prozent der Befragten erwarten, dass die im Jahr 2002 in Kraft tretende steuerfreie Veräußerung von Unternehmensteilen die Übernahmetätigkeit erhöhen wird. Vor allem die Experten aus der Finanzbranche sind in dieser Hinsicht optimistisch. Dagegen sind die Einschätzungen ihrer Kollegen aus der Industrie zurückhaltender: Von ihnen erwarten etwa 72 Prozent eine Zunahme der Unternehmensübernahmen.

Nach Ansicht der Marktbeobachter werden vor allem Finanzdienstleister von diesem Teil der Steuerreform profitieren. So glauben 88 Prozent der Experten, dass Banken, und 87 Prozent, dass Versicherungen zu den Gewinnern zählen. Ein wichtiger Grund für diese Einschätzung dürfte sein, dass Banken und Versicherungen immer noch ein breit gefächertes Portfolio von Unternehmensbeteiligungen halten. Mit der Steuerbefreiung von Veräußerungsgewinnen können die Finanzinstitute bisher ruhende stille Reserven kapitalisieren und gleichzeitig ihr Portfolio strategisch neu ausrichten.

Die Finanzmarktexperten wurden außerdem befragt, in welchen Branchen ihrer Meinung nach Übernahmen besonders häufig auftreten werden. Auch hier konzentrieren sich die Erwartungen auf die Finanzdienstleister. So meinen mehr als 43 Prozent der Experten, dass Übernahmen im Bankensektor stark zunehmen werden, und knapp 27 Prozent erwarten dies für die Versicherungsbranche. Mit einer steigenden Zahl von Übernahmen rechnen sie aber auch für die folgenden Branchen: Informationstechnologie (23 Prozent), Maschinenbau (20 Prozent), Telekommunikation (18 Prozent) und Chemie/Pharma (17 Prozent).

Ansprechpartner

Dr. Jens Köke, E-Mail: koeke@zew.de