ZEW-Energiemarktbarometer - Mittelfristige Verschlechterung der Versorgungssicherheit für Erdgas

Forschung

Die Sicherheit der Energieversorgung steht durch den heftigen Streit zwischen dem Gaserzeuger Russland und dem Transitland Ukraine und seinen Auswirkungen insbesondere auf die osteuropäischen EU-Staaten im Mittelpunkt des aktuellen politischen Interesses in Europa. Das ZEW-Energiemarktbarometer, das vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) halbjährlich erhoben wird, hat im November und Dezember 2008 seine Experten um eine Einschätzung zur Versorgungssicherheit hinsichtlich verschiedener Energieträger gebeten. "Mittelfristig ist von einer Verschlechterung der Versorgungssicherheit für Gas und Öl auszugehen. Der aktuelle Streit um die Erdgasversorgung wird voraussichtlich keine einschneidenden Auswirkungen für Deutschland haben. Er sollte aber zum Anlass genommen werden, die Energiesicherheit durch Investitionen in neue Leitungen und Speicherstätten sowie die verstärkte Nutzung von verflüssigtem Erdgas zu erhöhen", erklärt ZEW-Forschungsbereichsleiter Dr. Andreas Löschel.

Befragt nach der Aussicht für die nächsten zehn Jahre befürchten die Experten des ZEW-Energiemarktbarometers eine Verschlechterung der Versorgungssicherheit für Gas und Öl. Insbesondere beim Öl erwarten die Umfrageteilnehmer eine problematische Entwicklung: 70 Prozent sehen hier die Ölversorgung schlechter gesichert als heute. Auch beim Erdgas erwarten 48 Prozent eine sinkende Versorgungssicherheit. 43 Prozent erwarten keine grundsätzliche Veränderung, und nur 9 Prozent sehen die Versorgung mit Erdgas in zehn Jahren weniger gefährdet als heute. Während für die Kohle immerhin 68 Prozent die Versorgungssicherheit auch in zehn Jahren noch unverändert sehen, sind die Einschätzungen für den Stromsektor alarmierend: 41 Prozent der befragten Experten erwarten eine Verschlechterung der Versorgungssicherheit für Strom in den nächsten zehn Jahren. Nur knapp die Hälfte (49 Prozent) erwartet, dass die Sicherheit der Stromversorgung in zehn Jahren der heutigen Situation entspricht.

Mit der Finanzkrise und der erwarteten konjunkturellen Abkühlung kam es auch an den Energie- und Rohstoffmärkten zu massiven Preisrückgängen. Das ZEW-Energiemarktbarometer hat dies zum Anlass genommen, seine Experten zu fragen, ob sich nun eine grundsätzlich andere Situation für die Energieversorgungssicherheit ergibt. Die überwiegende Mehrheit verneint dies. Für Öl, Gas, Kohle, Strom und auch in der Gesamtsicht, gaben jeweils über 80 Prozent an, dass sich ihre grundsätzliche Einschätzung der Versorgungssicherheit in den letzten sechs Monaten nicht verändert habe. Auch hierin zeigt sich wieder der Langfristcharakter von Investitionen im Energiesektor. Die extremen Preisausschläge im Jahr 2008, zum Beispiel beim Rohöl, scheinen keine fundamentalen Änderungen der Versorgungslage widerzuspiegeln.

Das ZEW-Energiemarktbarometer ist eine halbjährliche Befragung von rund 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis (Energieversorgungs-, -handels und -dienstleistungsunternehmen). Sie werden zu ihren Erwartungen hinsichtlich der kurz- und mittelfristigen Entwicklungen auf den nationalen und internationalen Energiemärkten befragt.

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Nikolas Wölfing, Telefon: 0621/1235-217, E-Mail: woelfing@zew.de

Prof. Dr. Andreas Löschel, Telefon: 0621/1235-200, E-Mail: loeschel@zew.de

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