ZEW-Energiemarktbarometer - Experten sehen Preis für Emissionsrechte deutlich unter zehn Euro

Forschung

Die wenigsten Unternehmen wird der Emissionshandel wirklich teuer zu stehen kommen. Mehr als 80 Prozent der für das ZEW-Energiemarktbarometer befragten Experten erwarten, dass zu Beginn des 2005 beginnenden europaweiten Handels mit CO2-Emissionsrechten der Preis pro Tonne Emission von Kohlendioxid unter zehn Euro liegt. Etwa 31 Prozent der Befragten rechnen sogar mit einem Preis unter fünf Euro.

Es befürchten also nur wenige der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim halbjährlich befragten Experten eine starke Kostenbelastung gleich zu Anfang des Emissionshandels. Dies gilt um so mehr, da den Unternehmen in Deutschland die Emissionsrechte im Umfang von 98 Prozent des durchschnittlichen Ausstoßes von 2000 bis 2002 kostenlos zugeteilt wurden. Für Anfang 2008 liegen die Preiserwartungen allerdings höher. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die zweite Phase des europäischen Emissionshandels - die erste Phase, in der möglicherweise das Klimaprotokoll von Kioto gilt. Hier erwarten nur noch rund 47 Prozent der Energiemarktexperten einen Preis unter zehn Euro, etwa 37 Prozent sehen den Preis zwischen zehn und zwanzig Euro, 16 Prozent sogar über zwanzig Euro. Für die Zeit nach 2012 erwarten 48 Prozent verschärfte und 40 Prozent gleichbleibende Minderungsziele für Deutschland gegenüber denen des Kioto-Protokolls, für die gesamte EU-25 gehen 53 Prozent von verschärften und 30 Prozent von gleichbleibenden Minderungszielen aus.

Für das Preisniveau ist die tatsächliche Knappheit der Emissionsrechte in den unter den Emissionshandel fallenden Sektoren der Wirtschaft, Industrie und Energiewirtschaft entscheidend. Diese ist zu einem großen Teil durch die Zuteilung in den Nationalen Allokationsplänen festgelegt. In Deutschland wurden den beteiligten Sektoren Emissionsminderungen von lediglich 0,4 Prozent auferlegt. Die Zielsetzungen im restlichen Europa sind noch deutlich weniger ambitioniert: Alle anderen EU-Staaten - mit Ausnahme Großbritanniens - haben ihren Unternehmen mehr Emissionsrechte zugeteilt, als diese zwischen 2000 und 2002 gebraucht haben.

Generell hat der harte, auch in der Öffentlichkeit ausgetragene Streit zwischen Umwelt- und Wirtschaftsministerium und Industrieverbänden die Auffassung der Experten zum EU-Emissionshandel nicht verändert. Sowohl vor als auch nach der mitunter wenig sachlich geführten Debatte begrüßten rund 71 Prozent der Befragten generell die Einführung des Emissionshandels auch für Deutschland.

Anmerkung für die Redaktionen

Das ZEW-Energiemarktbarometer stellt eine halbjährliche Befragung von etwa 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis (Energieversorgungs-, -handels- und -dienstleistungsunternehmen) dar, welche zu ihren Erwartungen hinsichtlich der kurz- und mittelfristigen Entwicklungen auf den nationalen und internationalen Energiemärkten befragt werden (kurzfristiger Zeithorizont: 6 Monate, mittelfristiger Zeithorizont: 5 Jahre). Die aktuelle Umfrage, auf der diese Pressemitteilung beruht, wurde im Mai und Juni 2004 durchgeführt.

Ansprechpartner

Dr. Ulf Moslener, E-Mail: moslener@zew.de