ZEW–CS Finanzmarkttest für die Schweiz - ZEW Credit Suisse Indikator bezüglich der aktuellen Konjunkturlage weiterhin auf hohem Niveau, Konjunkturerwartungen wieder etwas pessimistischer

Konjunkturindikator Schweiz

In der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Zusammenarbeit mit der Credit Suisse durchgeführten Umfrage schätzen die befragten Finanzmarktexperten die aktuelle Konjunktursituation ähnlich positiv ein wie im Vormonat. Der entsprechende Indikator bleibt mit 90,4 Punkten nahezu unverändert.

Hinsichtlich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung tendieren die Prognoseteilnehmer allerdings wieder zu pessimistischeren Prognosen. Der ZEW Credit Suisse Indikator für die Erwartungen fällt auf -17,3 Punkte, nachdem er im Januar noch bei -10,8 Punkten gelegen hat. Lediglich 7,7 Prozent der Befragten rechnen mittelfristig mit einer Verbesserung der konjunkturellen Dynamik, während 25 Prozent eine geringere Dynamik erwarten. Mit 46,2 Prozent erwarten erneut weniger Umfrageteilnehmer eine Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro, 11,5 Prozent gehen nun von einer weiteren Abschwächung aus. Im gegenwärtig tiefen Inflationsumfeld gehen mit 44,3 Prozent deutlich mehr Befragte als im Vormonat von einer Steigerung der Teuerungsrate aus. Aus den Antworten zur Spezialfrage geht hervor, dass etwa die Hälfte der Teilnehmer von einem BIP-Wachstum im Bereich 1,5 bis 2,0 Prozent in 2007 und 2008 ausgehen, und dass 64 Prozent der Befragten mit einem Leitzinsniveau von 2,25 Prozent in den nächsten 3 Monaten rechnen.

Die Auswertung der aktuellen Umfrage bestätigt eine insgesamt positive Bewertung der konjunkturellen Situation durch die Umfrageteilnehmer. Der entsprechende Indikator verschlechterte sich zum Vormonat auf hohem Niveau nur geringfügig um 1,9 auf 90,4 Punkte. Ein ähnliches Bild ergibt die schlechtere Bewertung der gegenwärtigen Lage in den wichtigen Exportmärkten des Euroraums und den USA.

Mit einem Indikatorwert von -17,3 Punkten (-6,5 Punkte im Vergleich zur Januar-Umfrage) haben sich auch die Konjunkturaussichten nach einer Verbesserung im Vormonat per Saldo wieder verschlechtert. Der Indikator deutet weiterhin eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Dynamik an. Während nur knapp 8 Prozent der Umfrageteilnehmer eine stärkere Konjunktur erwarten, hält ein Viertel der Befragten eine Abschwächung für das wahrscheinlichste Szenario. Rund zwei Drittel der Analysten rechnen mit einer Fortsetzung der positiven gesamtwirtschaftlichen Lage.

Nach den außerordentlich tiefen Inflationsdaten von 0,1 Prozent YoY im Januar sind trotz der Tendenz zu einer konjunkturellen Abkühlung und des im Vergleich zum Vorjahr niedrigeren Ölpreises die Inflationserwartungen gestiegen. Mit einer höheren Inflation rechnen 44,3 Prozent der Analysten und damit 14,6 Prozent mehr als im Vormonat. Der Indikator für die Inflationsaussichten verzeichnet ein Plus von 23,6 Punkten und steht nun bei 42,4 Punkten. Ein Großteil der Befragten, nämlich 86,5 Prozent, rechnet mit weiteren Zinserhöhungen durch die Schweizerische Nationalbank (SNB).

Bei den Anleihenrenditen schätzen 67,3 Prozent der befragten Finanzmarktexperten, dass es zu einem weiteren Anstieg kommen wird (+7,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat). Nur 5,8 Prozent prognostizieren einen Rückgang und gut ein Viertel der Befragten erwartet keine deutliche Veränderung der Renditen.

Nach einer starken Aktienmarktentwicklung im vergangenen Jahr und zu Beginn des Jahres 2007 erwarten die Umfrageteilnehmer für den SMI in den nächsten sechs Monaten einen weiteren Anstieg. 58,8 Prozent (+8,9 Prozent gegenüber dem Vormonat) glauben an eine Fortsetzung des positiven Trends und nur 19,6 Prozent bewerten die Aussichten für den Schweizer Aktienindex negativ. 21,6 Prozent erwarten, dass sich der SMI im nächsten halben Jahr nicht maßgeblich verändern wird. Die Auswertung der Umfrage im Hinblick auf die Wechselkursentwicklung des Schweizer Frankens zum Euro zeigt einen um 2,2 Punkte auf 34,7 Punkte gesunkenen Wert des Indikators. Wie im Vormonat erwartet weiterhin knapp die Hälfte der Umfragteilnehmer (46,2 Prozent) eine Aufwertung des Schweizer Frankens. Nach dem weiteren deutlichen Rückgang bis Mitte Januar auf etwas über USD 50 pro Fass gehen fast die Hälfte der Befragten (5,6 Prozent weniger als im Vormonat) davon aus, dass der Ölpreis wieder steigen wird. Nur 15 Prozent sind der Ansicht, der Ölpreis werde weiter sinken. Insgesamt lag der Indikator bei 33,3 Punkten und damit um 2,5 Punkte niedriger als im Vormonat.

Die Spezialfrage bezog sich dieses Mal auf die Einschätzung bezüglich der konjunkturellen Aussichten und verschiedener Wirtschafts- und Finanzmarktgrössen in der Schweiz. Eine Mehrheit der Befragten glaubt, das neutrale Zinsniveau liege im Bereich zwischen 2,5 und 3,0 Prozent, während das heutige Potenzialwachstum von einem Großteil der Teilnehmer im Vergleich zu vor zehn Jahren leicht höher eingeschätzt wird. Weitere Details finden sich in der neusten Ausgabe des Finanzmarktreport Schweiz (Link siehe unten).

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.

Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und Gesamt.

Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

Detaillierte Ergebnisse - einschließlich die Umfrageergebnisse bezüglich der Wirtschaftsentwicklung anderer Länder - können der heute veröffentlichten Ausgabe des "Financial Market Report Switzerland" entnommen werden (Link siehe unten).

Ansprechpartner

Gunnar Lang (ZEW), Telefon: +49/621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de 

Thomas Herrmann (CS), Telefon: +41/44/333-5062, E-Mail: thomas.herrmann@credit-suisse.com