Unternehmensgründungen: Massiver Einbruch im ostdeutschen Baugewerbe und Handel

Forschung

Die Zahl neu gegründeter Unternehmen in Ostdeutschland ist im Jahr 2000 gegenüber dem Vorjahr deutlich um 3,5 Prozent gesunken. In Westdeutschland dagegen stabilisierte sich die Zahl der Unternehmensgründungen auf dem Niveau der vergangenen zwei Jahre.

Dies geht aus einer aktuellen Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, zum Gründungsgeschehen in Deutschland hervor.

Für den Rückgang der ostdeutschen Gründungszahlen sind die Entwicklungen im Baugewerbe und im Handel verantwortlich. In beiden Branchen wurden im Jahr 2000 gut neun Prozent weniger Unternehmen gegründet als im Vorjahr. In Westdeutschland blieb das Gründungsniveau im Baugewerbe stabil. Die Zahl der Unternehmensgründungen im Handel ging um fünf Prozent zurück.

Aber nicht in allen Branchen sieht es so düster aus wie im Baugewerbe und im Handel. In Ostdeutschland haben beispielsweise die Unternehmensgründungen vor allem bei den konsumnahen Dienstleistern (Gastgewerbe, Gesundheitswesen, persönliche Dienstleistungen wie Wäschereien oder Friseure) zugenommen. In Westdeutschland waren es vor allem die unternehmensnahen Dienstleister (etwa EDV-Dienstleister, Ingenieurbüros, Werbeagenturen, Gebäudereiniger), bei denen sich der seit 1998 anhaltende Gründungsboom auch im Jahr 2000 unvermindert fortgesetzt hat.

Die Folge der rückläufigen Gründungszahlen in Ostdeutschland ist, dass sich die Gründungsintensität (absolute Zahl der Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige) deutlich verringert hat und im Jahr 2000 erstmals unter dem Wert für Westdeutschland lag. So gab es in Ostdeutschland im Jahr 2000 nur 46,7 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige, während es in den westdeutschen Bundesländern dagegen 48,4 waren. Diese Entwicklung ist insbesondere vor dem Hintergrund der geringeren Unternehmensdichte (Unternehmen je 10.000 Einwohner) in Ostdeutschland bedenklich. Die schwache Gründungsdynamik bremst den weiteren Aufbau des Unternehmensbestands. Da auch die Insolvenzdichte (Unternehmensinsolvenzen je 10.000 Einwohner) in Ostdeutschland seit Jahren höher ausfällt als in Westdeutschland, ist nicht zu erwarten, dass sich die bestehende Unternehmenslücke rasch schließen wird.

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