Selbständigkeit hat bei Akademikern an Bedeutung gewonnen

Forschung

Die Höhe der Selbständigkeit bei Akademikern wird häufig unterschätzt. Dabei sind bei Meistern, Technikern und Akademikern in Deutschland die Selbständigenquoten deutlich höher als bei Erwerbstätigen mit Lehre und Personen ohne formalen Berufsabschluss. Während 1995 im Durchschnitt über alle Erwerbstätigen zehn von 100 selbständig waren, waren es bei den Meistern 22 und bei den Akademikern 16. Dies geht aus einer Studien des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim hervor.

Aber auch zwischen den Hochschulabsolventen variiert die Selbständigenquote je nach Fachrichtung und Region erheblich. Während Naturwissenschaftler - beispielsweise Physiker, Chemiker, und Biologen - und Ingenieure - beispielsweise Maschinenbau- und Elektrotechnikingenieure - relativ selten den Weg in die Selbständigkeit finden, sind Mediziner, Pharmazeuten, Psychologen, Architekten, Künstler und Juristen überdurchschnittlich häufig selbständig.

In der Gruppe der Kaufleute und Volkswirte liegt der Anteil der Selbständigen an den gesamten Erwerbstätigen durchschnittlich hoch. In den alten Bundesländern nahm der Anteil der Selbständigen unter den Akademikern von 1991 bis 1995 um 1,7 Prozent zu. In den neuen Bundesländern fiel im gleichen Zeitraum der Anstieg mit 6,1 Prozent noch deutlicher aus. Vor allem Physiker, Biologen, Psychologen und Elektrotechnikingenieure haben sich verstärkt für die Selbständigkeit entschieden.Eine Ursache dafür war die Zunahme der Arbeitslosigkeit unter den Absolventen dieser Fachrichtungen. In anderen Fachrichtungen ist die zwischen 1993 und 1995 beobachtete Zunahme bereits wieder rückläufig, beispielsweise bei den Informatikern, Mathematikern, Architekten und Chemikern.

Selbständigenquoten unter Akademikern nach Fachrichtung und Region (in Prozent)

Region

 

Alte Bundesländer

 

Neue Bundesländer

 

Fachrichtungen

1991

1993

1995

1991

1993

1995

Architektur

37,9

44,1

38,7

16,9

33,4

35,1

Ingenieurwesen

9.3

10,5

10,3

6,2

9,1

12,9

Naturwissenschaften

6,4

8,4

9,2

2,4

5,8

7,5

Betriebswirtschaftslehre

13,6

14,8

16,1

6,1

11,0

9,1

Rechtswesen

28,7

27,7

29,2

14,6

27,9

31,6

Volkswirtschaftslehre

13,6

10,2

16,3

4,6

10,3

12,0

Medizin

43,1

43,7

45,9

28,3

44,3

43,6

Pharmazie

37,6

41,2

39,5

13,2

9,8

31,6

Psychologie

26,5

29,2

33,9

4,0

7,6

5,0

Kunst /Musik, Sonstige

22,4

24,8

28,0

8,1

14,7

18,5

Insgesamt

14,2

14,8

15,9

7,4

12,3

13,5

Quelle 70% ZEW-Stichprobe Mikrozensus 1991, 1993 und 1995.

Ansprechpartner

Katrin Voss, E-Mail: voss@zew.de