Konjunktur bei unternehmensnahen Dienstleistern stabilisiert sich

Forschung

Mit einer saisonbereinigten jährlichen Umsatzwachstumsrate von 4,4 Prozent hat sich die konjunkturelle Lage bei den unternehmensnahen Dienstleistern im ersten Quartal 2001 stabilisiert. Der Abschwung, der im Verlauf des Jahres 2000 eingesetzt hatte, ist somit gebremst. Es ist zwar noch verfrüht, von einer Trendwende zu sprechen. Die Erwartungen für das zweite Quartal 2001 deuten jedoch eine Besserung an.

Diese Ergebnisse gehen aus einer Konjunkturumfrage bei unternehmensnahen Dienstleistern hervor, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im März und April 2001 durchgeführt hat. An dieser Umfrage beteiligen sich vierteljährlich rund 1.000 Unternehmen aus folgenden Branchen: Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architektur, technische Planung und Beratung, Kfz-Vermietung, Maschinenvermietung, Speditions- und Logistikunternehmen, EDV-Dienstleistungen, Werbeagenturen sowie Unternehmen der Abfallwirtschaft.

Die saisonbereinigte jährliche Umsatzwachstumsrate der ostdeutschen unternehmensnahen Dienstleister liegt bei 2,2 Prozent. Die ostdeutschen Unternehmen waren von dem konjunkturellen Rückgang 2000 stärker betroffen als ihre westdeutschen Konkurrenten, erholen sich nun jedoch langsam wieder. Die übrigen Indikatoren der konjunkturellen Entwicklung bei den unternehmensnahen Dienstleistern insgesamt zeigen kein einheitliches Bild. Die Erträge sind im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen, wohingegen die Nachfrage deutlich zurückgegangen ist. Die Dynamik bei der Personaleinstellung hat nachgelassen, obwohl nach wie vor mehr Unternehmen Personal neu eingestellt als entlassen haben.

Insgesamt verdeutlicht die Entwicklung im ersten Quartal 2001 erneut die starke Verflechtung der unternehmensnahen Dienstleister mit der Dynamik des verarbeitenden Gewerbes. Die deutsche Industrie hat sich zum Jahresbeginn ebenfalls gut entwickelt und konnte somit der konjunkturellen Abkühlung, die im dritten Quartal 2000 eingesetzt hatte, Einhalt gebieten. Größter Unsicherheitsfaktor sind für Konjunkturexperten noch immer die Rohölpreise. Sie liegen zwar deutlich unter ihrem Höchstwert vom September 2000, belasten jedoch weiterhin die Binnennachfrage. Darüber hinaus dämpfte die konjunkturelle Abkühlung in den USA die Auslandsnachfrage.

Für die Sommermonate sagen einige Konjunkturexperten ein Anziehen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vorher. Entscheidende Impulse erwarten sie dabei von der Finanzpolitik, die die Auswirkungen der ungünstigen Entwicklung des außenwirtschaftlichen Umfeldes abfedern soll. Nicht alle unternehmensnahen Dienstleister teilen diese optimistische Einschätzung. Die westdeutschen unternehmensnahen Dienstleister erwarten, dass ihre Umsätze und Erträge mittelfristig deutlich wachsen werden. Ihre ostdeutschen Konkurrenten sehen die Entwicklung der kommenden drei Monate hingegen pessimistischer.

Der späte Wintereinbruch im Januar hat zu einer Einschränkung der Bauleistungen geführt. Dies bekamen vor allem die Architekten sowie die technischen Berater und Planer zu spüren. Im ersten Quartal 2001 berichten deutlich mehr Unternehmen dieser Branchen als Ende 2000 von im Vergleich zum Vorquartal gesunkenen Umsätzen. Auch ihre Ertragslage ist angespannt. Infolgedessen haben deutlich mehr Unternehmen dieser Branchen Personal entlassen als neu eingestellt.

Außer in diesen beiden Branchen haben auch in der Werbewirtschaft, der Fahrzeugvermietung und der Abfallwirtschaft mehr Unternehmen Personal entlassen als eingestellt. In der Abfallwirtschaft ist die angespannte Arbeitsmarktlage ein gewohntes Bild, das einhergeht mit der verhaltenen konjunkturellen Entwicklung in dieser Branche. Zwar gewann im Verlauf des Jahres 2000 die Konjunktur der Abfallwirtschaft an Fahrt, das Ausmaß war jedoch zu gering, um einen nachhaltigen Einfluß auf das Einstellungsverhalten in dieser Branche zu haben.

Für die Fahrzeugvermieter ist der hohe Anteil der Unternehmen, die per Saldo mehr Personal entlassen als eingestellt haben, recht ungewöhnlich, vor allem da sie in Bezug auf ihre konjunkturelle Entwicklung meist im Mittelfeld der unternehmensnahen Dienstleister liegen. Im aktuellen Quartal zählen sie sogar zusammen mit den Unternehmensberatern zu den Branchen mit der besten Umsatzentwicklung. Bei den Fahrzeugvermietern schlägt sich die gute Umsatzentwicklung im Gegensatz zu den Unternehmensberatern aber nicht auf die Ertragslage nieder.

Die EDV-Dienstleister beurteilen ihre wirtschaftliche Lage für das erste Quartal 2001 nach einer hohen Wachstumsdynamik im Jahr 2000 verhalten. Sie gehören zwar noch immer zu den wachstumsstärksten Branchen, die Umsatz- und Ertragsentwicklung kühlte aber leicht ab. Dies liegt auch daran, dass sich im Hardwarebereich bereits einige Märkte einer Sättigungsgrenze genähert haben, was auch Auswirkungen auf die Nachfrage der damit verbundenen Dienstleistungen hat. Beispielsweise sind bei den unternehmensnahen Dienstleistern bereits annähernd 100 Prozent der Arbeitsplätze mit einem PC ausgestattet, sodass diesbezüglich vor allem Ersatzinvestitionen getätigt werden. Grund zur Sorge sehen die EDV-Dienstleister jedoch nicht. Ihre Erwartungen für das zweite Quartal 2001 sind optimistisch. Sie rechnen damit, dass die zunehmende Durchdringung aller Sektoren mit Informations- und Kommunikationstechnologien und der wachsende Bedarf an Vernetzung auch die Nachfrage nach Dienstleistungen in diesem Bereich ankurbeln wird.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Alexandra Spitz-Oener, Telefon: 0621/1235-293, E-Mail: spitz@zew.de