Kleine und mittlere Unternehmen: Mittätige Unternehmerfrauen sind wichtige Ressource

Forschung

Familiäre Unterstützung, in der Mehrheit durch mittätige Unternehmerfrauen, ist für den Unternehmenserfolg von großer Bedeutung. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (kmU) profitieren von der entgeltlichen oder unentgeltlichen Mitarbeit dieser Frauen.

Dies ist das Ergebnis einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim. Im Rahmen der Studie wurden Ende 1999 etwa 1.200 mittätige Unternehmer-Ehefrauen oder Partnerinnen sowie Mit- und Alleininhaberinnen in Handwerk, Industrie und Handel und in den freien Berufen in Baden-Württemberg befragt.

Die Mitarbeit der mittätigen Unternehmerfrauen in kmU konzentriert sich vorwiegend auf die relativ jungen und tendenziell sehr kleinen Unternehmen. Zwei Drittel der Frauen sind in Unternehmen mit bis zu fünf Mitarbeitern tätig, und etwa die Hälfte von ihnen arbeitet in Firmen, die höchstens zehn Jahre alt sind. Im traditionellen Handwerk ist die entgeltliche oder unentgeltliche Mitarbeit der Ehefrau oder Partnerin im Gegensatz zu deren Inhaber- oder Mitinhaberschaft besonders stark verbreitet. 80 Prozent aller befragten Frauen im Handwerk sind mittätig. Lediglich 20 Prozent bezeichnen sich dagegen als Mit- oder Alleininhaberin. In Industrie und Handel und innerhalb der freien Berufe ist dieses Verhältnis ausgeglichener.

Insgesamt ergeben die Auswertungen, dass gegen Entgelt in der Firma ihres Ehe- oder Lebenspartners beschäftigte oder finanziell am Unternehmen beteiligte Frauen in Bezug auf Einkommen, Bildung und Weiterbildung und soziale Sicherung besser gestellt sind als Arbeitnehmerinnen in regulären Beschäftigungsverhältnissen. Eine Problemgruppe im Hinblick auf ihre Soziale Sicherung sind hingegen die mittätigen Frauen ohne Entgelt. Unentgeltliche Mitarbeit ist eine besonders flexibel einsetzbare Ressource. Mittätige Frauen ohne Entgelt arbeiten überdurchschnittlich oft unregelmäßig und mit etwa 17 Wochenstunden relativ wenig, verglichen mit den anderen Gruppen. Außerdem ist ihr Tätigkeitsbereich häufig eng begrenzt, und sie sind fast immer ohne vertragliche Basis im Unternehmen tätig. Sie arbeiten darüber hinaus überproportional häufig in jüngeren und kleinen Firmen, die unterdurchschnittlich ausbilden und gehen oftmals einer zweiten Erwerbstätigkeit nach. Im Vergleich mit allen anderen Gruppen weisen sie darüber hinaus den geringsten Umfang unternehmensbezogener Entscheidungsbefugnisse auf. Auch der Befund, dass etwa ein Viertel der unentgeltlich mittätigen Frauen nicht rentenversichert ist, spricht dafür, dass diese Frauen das unternehmerische Risiko mit tragen. Übrigens gilt auch für die Inhaber junger Unternehmen, dass sie einem besonders hohen Einkommensrisiko unterliegen und oft keine Altersvorsorge betreiben. Es liegt deshalb nahe, dass beide Ehepartner das Risiko der Selbstständigkeit gemeinsam tragen.

Mit zunehmender Etablierung des Unternehmens steigt für die unentgeltlich mittätigen Frauen die Wahrscheinlichkeit, in einen anderen Status, beispielsweise den der Mitinhaberin oder Mittätigen gegen Entgelt, zu wechseln und entsprechend dem neuen Status eine bessere Altersvorsorge zu betreiben. Es spricht also vieles dafür, dass die Frauen gewissermaßen in die Firma "hinein wachsen" und sich ihre sozio-ökonomische Lage dem Gedeihen des Unternehmens entsprechend verbessert.