Insolvenzen in Deutschland: Baubranche schrumpft weiter

Forschung

Die Unternehmensinsolvenzen haben in Deutschland im vergangenen Jahr noch einmal deutlich zugenommen. Eine Untersuchung auf Basis des ZEW-Gründungspanels zu Unternehmensgründungen und Insolvenzen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, zeigt indessen, dass verschiedene Branchen unterschiedlich stark betroffen sind.

Vor allem das Baugewerbe und das verarbeitende Gewerbe befinden sich in einer massiven Krise. So kamen 2001 auf 100 Gründungen im Baugewerbe und im verarbeitenden Gewerbe jeweils 32 Insolvenzen. Im Jahr zuvor lag das Verhältnis noch bei 25 Insolvenzen je 100 Gründungen. Brisant wird dieser Befund dadurch, dass Insolvenzen nur einen geringen Teil aller Unternehmensschließungen ausmachen. Untersuchungen im Rahmen der ZEW-Gründerstudie zeigen für Westdeutschland, dass im verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe und bei den unternehmensnahen Dienstleistern Insolvenzen rund 30 Prozent aller Unternehmensschließungen ausmachen; der Rest entfällt auf so genannte freiwillige Stilllegungen. Faktisch handelt es sich bei der Baubranche um eine schrumpfende Branche. Verstärken könnte sich dieser Trend, wenn sich durch Wegfall der Eigenheimzulage weniger Privatleute in der Lage sehen zu bauen.

Bei den konsumnahen und den unternehmensnahen Dienstleistern sowie der Querschnittsbranche Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) stellt sich die Situation günstiger dar. Trotz der Krise der New Economy kamen im Jahr 2001 auf 100 Gründungen "nur" acht Insolvenzen in der IKT-Branche. Da hier Insolvenzen etwa 40 Prozent aller Unternehmensschließungen ausmachen, ist die Zahl der Unternehmen in dieser Branche weiter deutlich gestiegen. Gleiches gilt auch für die unternehmensnahen Dienstleister.

Nach wie vor unterscheidet sich die Insolvenzsituation in Ost- und Westdeutschland erheblich. Während über alle Branchen gesehen in Ostdeutschland auf 100 Gründungen 22 Insolvenzen kommen, sind es in Westdeutschland nur 12. Allerdings lässt sich beobachten, dass die gleichen Branchen, die in Westdeutschland ein hohes Unternehmenssterben verzeichnen, auch in Ostdeutschland diese traurige Stellung für sich in Anspruch nehmen können.

Information für die Redaktionen

ZEW-Gründungspanel: Datenbasis zur Analyse von Unternehmensgründungen, -wachstum und -schließungen basierend auf Angaben der Kreditauskunftei Verband der Vereine Creditreform. Das Panel enthält Angaben zu etwa 2.090.000 westdeutschen und 795.000 ostdeutschen Unternehmen.
ZEW-Gründerstudie: Telefonische Unternehmensbefragung im Jahr 1999 bei 12.000 ost- und westdeutschen Unternehmen, wobei für 3.700 Unternehmen Interviewangaben vorliegen.

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Prof. Dr. Dirk Engel, E-Mail: engel@zew.de

Dr. Helmut Fryges, Telefon: 0621/1235-189, E-Mail: fryges@zew.de