Dienstleister der Informationsgesellschaft - Überstunden und Kurzarbeit gleichen Nachfrageschwankungen aus

Forschung

Auf konjunkturelle und saisonale Nachfrageschwankungen reagieren etwa 45 Prozent der Dienstleister der Informationsgesellschaft überwiegend in Form von Überstunden und/oder Kurzarbeit. Damit ist dieses Instrument zur kurzfristigen Veränderung der Betriebskapazitäten das am häufigsten genutzte im Wirtschaftszweig.

Die Dienstleister der Informationsgesellschaft halten Überstunden und/oder Kurzarbeit auch prinzipiell für sehr gut geeignet, um auf Nachfrageschwankungen zu reagieren. In der theoretischen Beurteilung von 15 möglichen Maßnahmen, mit denen auf Nachfrageschwankungen reagiert werden kann, bewerten die Unternehmen des Wirtschaftszweigs nur die Vergabe befristeter Arbeitsverträge besser als die Nutzung von Überstunden und/oder Kurzarbeit. Die Vergabe befristeter Arbeitsverträge rangiert in der tatsächlichen Nutzung mit etwa 40 Prozent an Unternehmen, die diese Maßnahme häufig bis sehr häufig einsetzen, auf dem zweiten Platz. Neben diesen Möglichkeiten, mit denen die Betriebskapazität durch den erhöhten Einsatz eigener Mitarbeiter ausgeweitet wird, nutzen die Unternehmen auch sehr häufig die Möglichkeit Unteraufträge an Drittfirmen zu vergeben (knapp 40 Prozent).

Dies ist Ergebnis einer Konjunkturumfrage bei Dienstleistern der Informationsgesellschaft, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im November und Dezember 2005 durchgeführt hat. An der Umfrage beteiligten sich rund 1.000 Unternehmen. Der Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft setzt sich zusammen aus Informations- und Kommunikationstechnologie- (IKT-) Dienstleistern (Unternehmen der Branchen EDV-Dienste und -Vermietung, IKT-Fachhandel sowie Telekommunikationsdienste) und wissensintensiven Dienstleistern (Unternehmen der Branchen Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architekturbüros, technische Beratung und Planung, Forschung- und Entwicklung sowie Werbung).

Wie die Unternehmen des Wirtschaftszweigs Dienstleister der Informationsgesellschaft die Möglichkeiten zur Anpassung an Nachfrageschwankungen beurteilen und welche Maßnahmen sie zur flexiblen Anpassung der Betriebskapazität letztendlich einsetzen, unterscheidet sich stark in Abhängigkeit von den Branchen in denen sie tätig sind. Überstunden und/oder Kurzarbeit werden am häufigsten in den Branchen Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung sowie Telekommunikationsdienstleistungen eingesetzt. Dafür setzen die Unternehmen dieser beiden Branchen unterdurchschnittlich häufig befristete Arbeitsverhältnisse ein. Diese spielen vor allem bei den Architekten sowie in der Forschung und Entwicklung eine bedeutende Rolle. Die Vergabe von Unteraufträgen an Drittfirmen ist indessen bei EDV-Dienstleistern und -Vermietern am weitesten verbreitet. Auch Werbeagenturen und Architekten setzen dieses Instrument häufig ein.

Konjunkturelle Einflüsse auf die Nachfrage waren im Jahr 2005 in allen Branchen des Wirtschaftszweigs von höherer Bedeutung als saisonale Einflüsse. Am höchsten ist der Anteil der Unternehmen, die angeben starken konjunkturellen Nachfrageschwankungen zu unterliegen, in den Branchen IKT-Handel, technische Beratung und Planung sowie Werbung. Der Einfluss saisonaler Faktoren auf die Nachfrage ist bei den Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern besonders ausgeprägt. In den Branchen Telekommunikationsdienstleistungen, Forschung und Entwicklung, sowie Unternehmensberatung spielen saisonale Nachfrageschwankungen hingegen so gut wie keine Rolle.

Anmerkung zur Hochrechnung

Um die Repräsentativität der Analysen zu gewährleisten, rechnet das ZEW die Antworten der Umfrageteilnehmer mit dem Umsatzgewicht der Unternehmen am gesamten Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft hoch. Die Formulierung "Anteil der Unternehmen" reflektiert somit den "Umsatzanteil der Unternehmen".

Ansprechpartner

Dr. Margit Vanberg, E-Mail: vanberg@zew.de