Ballungszentren sind Zugpferde der High-Tech-Branche in Deutschland

Unternehmensgründungen

Frankfurt macht sich in Deutschland nicht nur als Finanzhauptstadt einen Namen, auch beim Thema High-Tech-Gründungen steht die Mainmetropole an der Spitze der Republik. Dies geht aus einer aktuellen Studie hervor, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Zusammenarbeit mit Microsoft Deutschland durchgeführt hat. Frankfurt weist demnach eine besonders hohe Gründungsintensität im High-Tech-Sektor auf: Insgesamt kommen hier mehr als vier High-Tech-Gründer (4,17) auf 10.000 Erwerbsfähige. Auf den weiteren Spitzenplätzen folgen München (3,88), Düsseldorf (3,79) und Hamburg (3,75). Mit diesem Ergebnis bestätigt die Studie die unangefochtene Position der deutschen Ballungszentren als wichtige Zugpferde der gesamten High-Tech-Gründerszene. Doch insgesamt verzeichnen die meisten Regionen weiterhin einen Rückgang der Gründungsintensität.

Bei Gründungen im High-Tech-Sektor spielt das regionale Umfeld eine entscheidende Rolle. "Ballungszentren profitieren von einer guten Wissensinfrastruktur mit Universitäten, Fachhochschulen sowie Studierenden in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften, von der Nähe zu zahlreichen Kunden sowie einer guten Kommunikationsinfrastruktur", kommentiert Dr. Georg Licht, Leiter des Forschungsbereichs "Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung" beim ZEW, die Forschungsergebnisse. "Bereits die regionale Verbreitung von Breitbandangeboten hat einen nachweisbaren Effekt auf die Gründungstätigkeit im High-Tech-Bereich, vor allem für technologieorientierte Dienstleister und in der Software-Branche."

Gezielt fördern, statt mit Gießkanne verteilen

"Städte wie Frankfurt, München, Düsseldorf und Hamburg fungieren erfolgreich als Lokomotiven der deutschen Gründerlandschaft. Diese Ballungszentren ziehen seit Jahren andere Regionen mit und stärken damit den nationalen High-Tech-Standort", erläutert Ralph Haupter, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. "Um diesen Effekt zu forcieren, benötigen wir eine gezieltere Investition in die IT-Clusterförderung statt Geld weiter nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen. So kann der ITK-Standort Deutschland die größten Fortschritte erzielen." Um das Wachstum ambitionierter Start-ups zu beschleunigen, unterstützt Microsoft Deutschland im Rahmen der Gründerinitiative "unternimm was." junge Unternehmen der High-Tech-Branche mit Know-how, Kontakten zu einem Netzwerk von 30.000 Partnerunternehmen sowie bei Marketing und Vertrieb.

"Hinter dem Erfolg des Standortes München, der bei der regionalen Entwicklung der High-Tech-Gründungen seit Jahren einen Spitzenplatz belegt, steckt eine gezielte Clusterförderung", bestätigt Dr. Carsten Rudolph, Geschäftsführer des Münchner Business Plan Wettbewerbs. "Basis ist eine exzellente Hochschul- und Forschungslandschaft, eine gute Infrastruktur, zahlreiche qualifizierte Mitarbeiter und eine gezielte Förderung in allen Phasen des Start-up-Lebens. Die Unterstützung, wie sie Microsoft mit der Gründerinitiative leistet, ist hier eine vorbildliche Ergänzung der bestehenden Programme. Als Global Player kann Microsoft den Gründern vor allem in der Phase des Wachstums und der Internationalisierung helfen."

Allgemeiner Gründungsrückgang – Microsoft fordert Gründergesetz

Trotz des positiven Ergebnisses in den Ballungszentren kann jedoch keine Entwarnung für die deutsche High-Tech-Gründer-Landschaft gegeben werden: Die meisten Regionen Deutschlands verzeichneten in den vergangenen Jahren einen Rückgang der Gründungsintensität im High-Tech-Sektor. Im Vergleich zu 2002-2005 sind die Gründungsintensitäten in vielen Regionen 2006-2009 um fünf bis 20 Prozent zurückgegangen. In einigen Bezirken waren es sogar mehr als 20 Prozent. Dies bestätigen auch die Ergebnisse der High-Tech-Gründer-Studie, die das ZEW und Microsoft Deutschland im vergangenen Jahr veröffentlicht hat. Demnach liegt die Anzahl der High-Tech-Gründungen mit 14.000 Start-ups weiter auf einem der niedrigsten Niveaus seit Mitte der 90er Jahre.
"Zur besseren Förderung von Gründungen in der High-Tech-Industrie sind weitere Impulse der Politik gefragt. Wir brauchen in Deutschland ein Gründergesetz, das Gründern einen besseren Zugang zu Wagniskapital ermöglicht, Anreize für Business Angels schafft und die steuerliche Forschungsförderung verbessert", so Haupter. "Außerdem sollten wir durch politische Maßnahmen eine Gründungskultur fördern, die die Angst vorm Scheitern verringert und den Unternehmergeist schon frühzeitig bei Schülern und Studierenden weckt."

Hintergrund zur Studie

2009 wurden in Deutschland etwa 205.000 Unternehmen (mit größerer Wirtschaftsaktivität) gegründet. Auf den High-Tech-Sektor entfielen etwa 14.000 Gründungen. Dabei variierte die Gründungstätigkeit stark zwischen den Regionen. Die Studie untersucht das Gründungsgeschehen im High-Tech-Sektor auf der Ebene der IHK-Bezirke in Deutschland (IHK: Industrie- und Handelskammer) im Zeitraum von 2002-2009. Die Analysen basieren auf Daten des Mannheimer Unternehmenspanels (MUP). Die Gründungsintensitäten beziehen sich auf die Anzahl der Gründungen pro 10.000 Erwerbsfähige in einem IHK-Bezirk. Zu den Erwerbsfähigen zählen alle Personen zwischen 18 und 65 Jahren. Seit 2006 beleuchtet das ZEW in Kooperation mit Microsoft in jährlichen Studien ausgewählte Aspekte von High-Tech-Gründungen in Deutschland.

Weitere Studienergebnisse: http://www.zew.de/gruendungen http://www.microsoft.de

High-Tech-Aufsteiger: Die Gewinner der Studie

  • Die Region Oberfranken-Bayreuth hat in den vergangenen vier Jahren den größten Zuwachs an High-Tech-Gründern verzeichnet (plus 27%). Ebenfalls positive Entwicklungen registrierten Frankfurt (plus 6%), Düsseldorf (plus 5%) und Dortmund (plus 4%).

Die Verlierer der Studie

  • Ostdeutsche IHK-Bezirke in Mecklenburg-Vorpommern und Mitteldeutschland fallen bei High-Tech-Gründungen insgesamt weiter zurück, der Rückgang der Gründungsintensität ist stark ausgeprägt. Veränderung der Gründungsintensität 2006-2009 gegenüber 2002-2005: Rostock -26 %, Neubrandenburg -25 %, Südthüringen -33 %, Halle-Dessau -21 %, Magdeburg -20 %, Leipzig -23 %.

Evergreens

  • In IHK-Bezirken wie München und Oberbayern sowie Darmstadt-Rhein-Main-Neckar bleibt die Gründungsintensität unverändert auf einem hohen Niveau, auch wenn diese Regionen in den Vergleichszeiträumen starke Rückgänge zu verzeichnen haben.

  • München und Oberbayern: Gründungsintensität 3,9, Veränderung -13 %; Darmstadt-Rhein-Main-Neckar: 2,8, Veränderung -24 %.

Für Rückfragen zum Inhalt

Dr. Diana Heger , E-Mail heger@zew.de