Aktienmärkte Osteuropas werden attraktiver

Forschung

Osteuropa ist im Kommen. Dies jedenfalls sagen Finanzmarktexperten in einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.

Nach der Empfehlung der Experten sollten mittel- und osteuropäische Aktien in einem optimalen Globalportfolio ein Gewicht von durchschnittlich 5,6 Prozent erhalten. Dies ist wesentlich mehr, als es der tatsächlichen Größße der Aktienmärkte Osteuropas entspricht. Am Ende des Jahres 1998 hatten die Aktienmärkte der Länder Mittel- und Osteuropas einschließlich Russland nur ein Gewicht von etwa 0,2 Prozent an der globalen Marktkapitalisierung.

Das optimale Portfolio für Osteuropa setzt sich für die befragten Finanzspezialisten dabei wie folgt zusammen: Ungarn und Polen stellen die Schwergewichte mit 23,4 und 22,3 Prozent, es folgt die Tschechische Republik mit 18,3 Prozent. Russland als das wirtschaftlich immer noch größte Land im Osten wird mit 14 Prozent aufgenommen. Doch auch auf Aktien aus den gemessen an ihren Nachbarn eher kleinen Ländern Estland (6,6 Prozent) und Slowenien (9,5 Prozent) fällt ein nicht unbedeutender Teil des Ost-Portfolios. Andere Länder der Region sind mit insgesamt sechs Prozent eher unbedeutend.

Verglichen mit der tatsächlichen Größe der osteuropäischen Aktienmärkte (gemessen an ihrer Kapitalisierung) werden die kleinen Ökonomien eindeutig übergewichtet. So hatte der estnische Aktienmarkt Ende 1998 nur einen Anteil von 1,3 Prozent an der Kapitalisierung der osteuropäischen Börsen anstatt der 6,6 Prozent im empfohlenen Portfolio. Nimmt man als Bezugsgröße nur die Kapitalisierung der Aktien, die für Portfolioinvestoren verfügbar sind - den Streubesitz -, so werden tschechische und estnische Aktien eher übergewichtet, russische und ungarische dagegen stark untergewichtet.

Insgesamt empfehlen die Finanzexperten, dass ein Portfolio mittel- und osteuropäischer Aktien weiterhin hauptsächlich ungarische, polnische und tschechische Werte enthalten sollte, denn dies sind die größten Aktienmärkte. Anleger, so die Experten, sollten aber auch die kleinen Ökonomien ins Auge fassen - insbesondere Estland, das für seine investoren-freundliche Politik bekannt ist. Die aktuelle Portfolioempfehlung weicht wesentlich von den tatsächlich gehaltenen Portfolios reiner Osteuropafonds im Jahr 1999 ab. In einer im Frühjahr 1999 durchgeführten Umfrage unter Portfoliomanagern westlicher Osteuropafonds stellte das ZEW fest, dass Polen und Ungarn mit jeweils gut einem Drittel die größten Posten im Ostportfolio ausmachen. Die kleinen Ökonomien Estland und Slowenien waren eher entsprechend der geringen Größe ihrer Aktienmärkte im Portfolio enthalten. Die Expertenmeinung vom Januar 2000 deutet daher auf notwendige Umschichtungen in Ostportfolios hin: Die Gewichte polnischer und ungarischer Aktien sollten reduziert werden zugunsten estnischer und slowenischer Werte. Aber auch russische Aktien können nach der Krise des Jahres 1998 wieder verstärkt aufgenommen werden.

Ansprechpartner

Dr. Jens Köke, E-Mail: koeke@zew.de