ZEW-Workshop in Brüssel: Die Rolle der Unternehmensbesteuerung für eine künftige Fiskalunion

Workshop

Prof. Dr. Clemens Fuest zur Rolle von Steuern und der Steuerharmonisierung in einer Fiskalunion

Ein vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung organisierter Workshop beleuchtete die Rolle von Steuern und der Steuerharmonisierung in einer Fiskalunion. Der Workshop mit Vertretern aus Unternehmen, europäischen Institutionen sowie der Wissenschaft fand am 18. April 2013 in der Vertretung des Bundeslandes Baden-Württemberg in Brüssel statt.

In seinen einleitenden Ausführungen betonte Prof. Dr. Clemens Fuest, der neue Präsident des ZEW, welche große Bedeutung der Beseitigung steuerlicher Hemmnisse im Binnenmarkt vor dem Hintergrund der aktuellen ökonomischen und fiskalischen Herausforderungen in der EU zur Stärkung des Wirtschaftswachstums zukommt.

Anknüpfend daran diskutierten Christoph Spengel, Professor für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Universität Mannheim und Research Associate am ZEW, und Dr. Erik Röder, wissenschaftlicher Referent am Max Planck Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen in München, den Richtlinienvorschlag der EU-Kommission für eine Gemeinsame Konsolidierte Körperschaftsteuerbemessungsgrundlage (GKKB). Sie betonten insbesondere, dass eine GKKB, die zusätzlich zur einheitlichen Gewinnermittlung (GKB) die Konsolidierung und formelhafte Gewinnaufteilung beinhaltet, mehrere ungelöste Probleme aufweist, wohingegen eine GKB in der EU tätige Unternehmen bereits deutlich entlasten könnte. Mit Verweis auf die kürzlich erschiene Studie ”Common Corporate Tax Base (CC(C)TB) and Determination of Taxable Income” des ZEW und der Universität Mannheim in Kooperation mit Ernst & Young wiesen sie darauf hin, dass sich die Abweichungen zwischen den Gewinnermittlungsregeln des Richtlinienvorschlags und den nationalen Regeln der Mitgliedstaaten sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht in Grenzen halten. Zur Analyse der quantitativen Abweichungen wurden die Auswirkungen der GKB auf die effektive Unternehmenssteuerbelastung einer durchschnittlichen großen Kapitalgesellschaft in Europa mit Hilfe des European Tax Analyzer, einem computergestützten Simulationsmodells für internationale Steuerbelastungsvergleiche, simuliert. Erik Röder erläuterte zudem, wie mittels einer Erweiterung der GKB zu einer GKBplus Abhilfe für bedeutsame Hemmnissen grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit geschaffen werden könnte, ohne dass die besonders problembehafteten Schritte zwei und drei des Konzepts der GKKB, Konsolidierung und Formelhafte Gewinnaufteilung, erforderlich wären.

An der folgenden Diskussionsrunde unter der Moderation von Christoph Spengel nahmen neben den Referenten Dr. Martina Baumgärtel, Leiterin der Group Regulatory Policy der Allianz SE, und Philip Kermode, Direktor der Generaldirektion Steuern und Zölle der EU-Kommission, teil. Philip Kermode bot einige Einblicke in den aktuellen Diskussionsstand auf EU-Ebene zum GKKB-Richtlinienvorschlag sowie den weiteren Fahrplan. Martina Baumgärtel betonte die Bedeutung der GKKB für die Wettbewerbsfähigkeit Europas insbesondere gegenüber den USA und Asien. Anschließend wurde das Konzept der GKKB vor dem Hintergrund des Steuerwettbewerbs und den Anstrengungen von OECD und EU zur Bekämpfung aggressiver Steuerplanung diskutiert.