ZEW-Präsident Wolfgang Franz zum Thema Diskriminierung von Rauchern

Standpunkt

Die Diskriminierung von Rauchern seitens der Öffentlichkeit grenzt mitunter ans Hysterische. So reizt beispielsweise bereits der bloße Anblick eines Rauchers, der allein auf einer Bank in einem ansonsten fast menschenleeren Park sitzt und niemanden behelligt, so manchen Eiferer, den Betreffenden mit allerlei Belehrungen und Beschimpfungen zu attackieren. Das steigert natürlich das moralische Selbstwertgefühl solcher Oberlehrer, zumal sich das Opfer nicht wehren soll.

Die Politik hat die Raucher ebenfalls aufs Korn genommen. Da es sich bei diesen um eine Minderheit handelt, kann sich die Politik der Wählergunst der nicht rauchenden Mehrheit gewiss sein. Bildeten die Raucher die Mehrheit, hielte sich der Enthusiasmus einiger Politiker vermutlich in Grenzen. Die rund 13 Milliarden Euro Einnahmen aus der Tabaksteuer stoßen in der Politik hingegen alles andere als auf erbitterten Widerstand. Mehr noch, Erhöhungen der Tabaksteuer wurden seinerzeit mit den gestiegenen Finanzierungskosten der inneren Sicherheit begründet, ebenso wie die der Mineralölsteuer mit der Unterstützung der gesetzlichen Rentenversicherung, frei nach dem Motto: Rauchen für die Sicherheit, Rasen für die Rente. Wenigstens bei den Subventionen für den Tabakanbau gibt es ein Umdenken. Sie sollen entfallen und nunmehr Anreize bieten, den Tabakanbau aufzugeben.

Völlig in Ordnung geht, dass am Arbeitsplatz und in öffentlichen Gebäuden, aber beispielsweise auch in Restaurants dem zwangsweisen Passivrauchen Einhalt geboten wird. Das spricht dafür, es den Wirten anheim zu stellen, ob sie entweder ein Raucher- oder ein Nichtraucher-Restaurant führen wollen und dies sichtbar zu kennzeichnen. Dann könnten die Gäste nach ihren individuellen Präferenzen entscheiden. Nicht wenige würden ein Raucher-Restaurant aufsuchen. Denn die Drogenbeauftragte der Bundesregierung wird in der Presse mit der Angabe zitiert, zwei Drittel der Menschen in Deutschland wollten rauchfreie Gaststätten. Wenn dem so ist, haben immerhin mehr als 20 Millionen Erwachsene nichts gegen Raucher-Gaststätten. Stattdessen fasst die Politik in nahezu allen Gaststätten Rauchverbote ins Auge, von "Eckkneipen" und "Bierzelten" vielleicht abgesehen. Besonders stramme Verfechter von Rauchverboten möchten diese auf Autos und vielleicht demnächst auf Privatwohnungen ausgedehnt sehen. Wo kämen wir denn hin, wenn jemand ungestört und ungestraft auf seiner Terrasse einen schönen Sommerabend mit einem Glas Rotwein und einer guten Zigarre genießen würde? Da empfiehlt sich doch die Einrichtung einer Anti-Raucher-Polizei mit Entlohnung auf Prämienbasis. Sie löst als erfreulichen Nebeneffekt überdies die hiesigen Arbeitsmarktprobleme.

Zudem schützt diese Polizei die Raucher vor sich selbst, weil diesen als Nichtraucher ein längeres Leben beschieden ist. Möglicherweise trifft es zu, dass Raucher die Krankenkassen finanziell stärker belasten als Nichtraucher. Aber es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die zu dem gegenteiligen Resultat gelangen, wenn nämlich die Gesundheitsausgaben, die in den durch das Nichtrauchen gewonnenen zusätzlichen Lebensjahren anfallen, die vorher ersparten Kosten auf Grund des Nichtrauchens mehr als aufwiegen. Wenn aber die Krankenkassen doch per Saldo durch Raucher belastet würden, wäre ein entsprechend höherer individueller Arbeitnehmerbeitrag diskussionswürdig, aber dann bitte ebenso für Fettleibige oder Alkoholiker. Als Gegenposten wäre allerdings genauso ein Abschlag bei den Beiträgen der Raucher zur Rentenversicherung gerechtfertigt, weil sie nämlich kürzer leben, von Winston Churchill und anderen (prominenten) Persönlichkeiten einmal abgesehen.

Neulich habe ich folgenden Satz gelesen, der zu denken geben sollte. "If you give up drinking, smoking and sex, you don't live longer. It just seems like it."