ZEW-Konferenz zur Ökonomie gemeinnütziger Spenden

Konferenzen

Am 8. und 9. Oktober 2009 veranstaltete das ZEW gemeinsam mit der Universität Karlsruhe sowie dem Arbeitskreis Europäische Integration und unterstützt durch die Europäische Kommission, erstmalig eine Konferenz zur Ökonomie gemeinnütziger Spenden. An der Konferenz nahmen 33 Wissenschaftler sowie Praktiker aus Europa, Australien, Singapur, der Türkei und den Vereinigten Staaten teil.

In seiner Ansprache betonte Manfred Lautenschläger, Gründer der gleichnamigen Stiftung, die Bedeutung der Forschung über den Non-Profit-Sektor, die bereits zu einem verbesserten Wissensstand und einer erhöhten Professionalität beigetragen habe. Gleichzeitig warb er für einen verstärkten Beratungs- und Praxisbezug der Forschung. Er wies darauf hin, dass es im Bereich der Finanzierung von Non-Profit-Organisationen (NPO) großes Potential für die akademische Forschung gebe. Dies betreffe zum einen Fragen der Kapitalstruktur von NPOs sowie innovative Formen des Spendens, die in Deutschland nach wie vor wenig entwickelt seien. Unter den geladenen Rednern präsentierte zunächst Ludwig von Auer von der Universität Trier eine empirische Analyse eines Reformvorschlags zur steuerlichen Behandlung von Spenden in Deutschland. Auer schlägt vor, den bisher geltenden Sonderausgabenabzug für Spenden aufkommensneutral durch eine Steuerermäßigung von rund 50 Prozent, wie sie bereits für Spenden an politische Parteien existiert, zu ersetzen. Theo von Schuyt (VU Amsterdam) präsentierte die Ergebnisse einer Umfrage zu Corporate Social Responsibility (CSR) und Unternehmensspenden unter niederländischen Unternehmen. Die Studie zeige, dass bereits mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen eigenen Angaben zufolge in CSR-Tätigkeiten investiert. Darüber hinaus unterstützen die Ergebnisse die Hypothese (pyramid hypothesis), dass Unternehmensspenden die höchste Stufe sozialen Handelns sind: Die Mehrzahl derjenigen Unternehmen, die spenden, sind auch in den Bereichen CSR und Sponsoring aktiv, wohingegen es kaum Unternehmen gibt, die ihrer sozialen Verantwortung ausschließlich durch Spenden nachkommen. Online-Experiment zu Rabatt-Mechanismen Den zweiten Konferenztag eröffnete ZEW Research Associate Andreas Lange von der University of Maryland mit einem Einblick in die experimentelle Forschung zum Spendenverhalten. Zunächst stellte er ein Feldexperiment vor, welches zeigt, dass der Einsatz von Lotterien im Fundraising zu höheren Spendeneinnahmen führt als ein traditioneller Ansatz. Darüber hinaus wirke die optische Attraktivität der Fundraiser positiv auf die Spendenbereitschaft der untersuchten Haushalte. In einem zweiten (Online-) Experiment konnten die Forscher außerdem zeigen, dass der Einsatz von Rabattmechanismen einen positiven Effekt auf die Spendentätigkeit haben kann. Abschließend referierte Richard Steinberg (Indiana University Purdue University at Indianapolis) zum Zusammenhang zwischen Erbschaften und Spendenverhalten. So gebe es keinen statistisch signifikanten Effekt von Erbschaften auf Spenden, abgesehen von Spenden an medizinische Zwecke. Es gebe aber Hinweise darauf, dass Individuen Erbschaften zunächst dazu nutzen, einen gewissen Wohlstand aufzubauen um dann in späteren Jahren höhere Summen zu spenden. Das Programm enthielt zehn weitere wissenschaftliche Vorträge, die sowohl methodisch als auch inhaltlich das gesamte Spektrum der aktuellen ökonomischen Forschung zum Thema Spendenverhalten abbildeten. Neben steuerlichen Anreizen für Spenden behandelten sie die Motivation für Zeit- und Geldspenden sowie Fragen des Fundraising. Sarah Borgloh, borgloh@zew.de