Marktdesign-Workshop bringt weltweit führende Ökonominnen und Ökonomen ans ZEW

Workshop

Internationale Wissenschaftler/innen beim 15th Matching in Practice Workshop in Mannheim.

Wie sollen Ressourcen ohne die Verwendung von Geld zugewiesen werden, wie das zum Beispiel bei der Schulplatzvergabe oder der Zuteilung von Nieren für Transplantationen der Fall ist? Im Rahmen des 15. Workshops zum Thema „Matching in Practice“, der am 12. und 13. Oktober 2018 am ZEW stattfand, diskutierten rund 30 internationale Wissenschaftler/innen theoretische und anwendungsbezogene Ansätze zur Frage, wie Märkte, die nicht durch Preise koordiniert werden, fairer und effizienter gestaltet werden können.

In vielen Städten bestimmt der Wohnort, welcher öffentlichen Schule Kinder zugeteilt werden. Dieses Verfahren stellt einerseits sicher, dass Schüler/innen auf eine Schule gehen können, die in ihrer Nähe liegt. Gleichzeitig wird allerdings die ethnische Trennung von Schülern/-innen verstärkt, da dadurch die Anzahl von Schulkindern mit Migrationshintergrund an einigen Schulen sehr niedrig ist, wohingegen in anderen Schulen der Anteil ethnischer Minderheiten sehr hoch ist. Wie kann diese Segregation an öffentlichen Schulen abgebaut werden, ohne dass Schüler/innen Schulen besuchen müssen, die weit von ihrem Wohnort entfernt liegen? Dr. Sandor Sovago von der Reichsuniversität Groningen in den Niederlanden präsentierte eine Studie, in der er den Segregationsgrad in Schulbezirken in Amsterdam quantifiziert. In seiner Studie identifiziert Dr. Sovago die Hauptursachen der Segregation und schlägt basierend darauf Maßnahmen vor, die für eine größere ethnische Vielfalt in Klassenzimmern sorgen und die Integration ethnischer Minderheiten fördern.

Von der Allokation von Schulkindern zu Nierentransplantationen

Nimmt man den Wohnort der Schüler/innen als Allokationskriterium, so bietet das den Eltern den Anreiz, das Haus der Großeltern als Wohnort der Kinder anzugeben oder gar in die Nachbarschaft ihrer bevorzugten Schule zu ziehen, um sicherzustellen, dass ihre Kinder die bestmögliche Bildung erhalten. In einer Diskussionsrunde befassten sich Professor John Kennes von der Aarhus University in Dänemark und Professor Peter Biro von der Hungarian Academy of Sciences mit alternativen und transparenteren Allokationsverfahren, bei denen Eltern kein Anreiz gegeben wird, sich strategisch zu verhalten, und stellten die in Europa gängigen Allokationsmechanismen vor, die bei der Zuteilung von Schülern/-innen genutzt werden. An der Diskussion beteiligten sich auch ZEW-Ökonom Dr. Thilo Klein, der derzeit in Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württemberg eine Studie zur Schulwahl in Mannheim durchführt, sowie Professorin Dorothea Kübler von der Technischen Universität Berlin, die die Diskussion leitete. Anschließend gab Dr. Julien Combe vom University College London einen kurzen Überblick über den Einsatz des Desensibilisierungsverfahrens bei Nierentransplantationen in Europa. Bei der Desensibilisierung handelt es sich um ein medizinisches Verfahren, mit dem Blut- und Gewebeunverträglichkeiten zwischen Spender und Empfänger verringert werden können. Mithilfe der Desensibilisierung können daher Organtransplantationen zwischen zwei Personen durchgeführt, die ansonsten nicht kompatibel wären. In seinem Vortrag zeigte Dr. Combe mithilfe von Computersimulationen, inwieweit sich die Desensibilisierung auf die Anzahl der durchgeführten Organtransplantationen auswirken könnte.

Faire und effiziente Märkte

Abgerundet wurde der Workshop durch einen Keynote-Vortrag von Professor Nikhil Agarwal vom Massachusetts Institute of Technology. Professor Agarwal, der sich in seiner Forschung unter anderem mit Tauschprozessen bei der Nierentransplantation auseinandersetzt, erklärte, inwiefern Daten zu bestehenden Allokationen von Wirtschaftswissenschaftlern/-innen genutzt können, um die Verteilung fairer und effizienter zu gestalten und somit Märkte zu verbessern. In seiner Rede gab Professor Agarwal, einer der renommiertesten Wissenschaftler auf dem Gebiet des Marktdesigns, einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen auf diesem Gebiet. Insgesamt umfasste der Workshop 14 Vorträge von führenden Wissenschaftlern/-innen aus dem In- und Ausland.

Marktdesign am ZEW

Die ZEW-Forschungsgruppe „Marktdesign“ hat das Ziel, Märkte, in denen Transaktionen mit oder ohne Geld abgewickelt werden, zu untersuchen und die Funktionsfähigkeit bestehender Märkte durch die aktive Gestaltung von Marktregeln zu verbessern. Die Forschungsgruppe hat bereits zahlreiche angewandte Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württemberg und der Universität Mannheim durchgeführt. Darüber hinaus haben die Wissenschaftler/innen in dieser Forschungsgruppe bereits mehrere theoretische Beiträge in internationalen Fachzeitschriften, wie zum Beispiel dem RAND Journal of Economics, Management Science oder dem Journal of Mathematical Economics, veröffentlicht.