Internationale Konferenz zur Innovationsökonomik und Patentforschung am ZEW

Konferenzen

Prof. Mike Scherer (Harvard University) zum Thema theoretische Analyse zur optimalen Länge von Patentschutzperioden

Der ZEW-Forschungsbereich "Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung" veranstaltete am 2. und 3. Juli 2015 gemeinsam mit dem Mannheim Centre for Competition and Innovation (MaCCI) die sechste Konferenz zur Innovationsökonomik und Patentforschung in Mannheim. Rund 70 internationale Gäste und vier renommierte Hauptredner diskutierten aktuelle Forschungsergebnisse zu Fragen des Patentsystems, den Anreizen für Innovationsaktivitäten und zum Zusammenspiel von öffentlicher und privater Forschung.

Die englischsprachige Konferenz wird im Zweijahresrhythmus am ZEW ausgerichtet und hat sich als eine der international führenden Fachkonferenzen im Bereich Patent- und Innovationsökonomie etabliert. Es bewarben sich knapp 170 Forschende; der Anteil an Beiträgen aus asiatischen Ländern ist weiter gestiegen. Das wissenschaftliche Komitee der Konferenz wählte 45 Papiere aus den Einreichungen für einen Vortrag aus. Die  vorgestellten Forschungsarbeiten  deckten dabei ein weites Spektrum sowohl der theoretischen als auch empirischen Forschung ab. In parallelen Sitzungen wurde beispielsweise der Spielraum zu wettbewerbsverzerrendem Verhalten im Patentrecht oder die Finanzierung von Innovationen erörtert. Zudem wurden in mehreren Präsentationen aktuelle innovationsökonomische Themen diskutiert, darunter die Evaluation innovationspolitischer Instrumente, Kooperationen von Unternehmen mit der Wissenschaft und die Effektivität von wissenschaftlicher Grundlagenforschung.

Vorstellung von Ergebnissen der EU-Projekte WWWforEurope und CRE8TV.EU

Ein Besonderheit der diesjährigen Konferenz waren drei spezielle Sitzungen, in denen auch von ZEW-Wissenschaftlern aktuelle Arbeiten aus zwei großen EU-geförderten Projekten vorgestellt wurden. Das ZEW ist bei beiden Projekten als Kooperationspartner beteiligt. WWWforEurope, kurz für „Welfare, Wealth, and Work for Europe“, vereint ca. 40  europäische Partner, die gemeinsam zum Thema Globalisierung, demographischer Wandel und umwelt- und sozialverträglichen Wachstum forschen. Das zweite Projekt namens CRE8TV.EU beschäftigt sich mit  Innovationen in der europäischen Kreativwirtschaft. Durch die Konferenz hatten die Projektpartner die hervorragende Gelegenheit zu weiterem Ideenaustausch und zur Diskussion von Ergebnissen.

Vier renommierte internationale Hauptredner zum Patentrecht und der Wirkung von radikalen Innovationen

Als erster Hauptredner präsentierte Professor Mike Scherer von der Harvard University eine theoretische Analyse zur optimalen Länge von Patentschutzperioden. In diesem Zusammenhang hob er vor allem den zeitlichen Vorsprung hervor, den Innovatoren vor möglichen Imitatoren am Markt haben, der oft in bestehenden Modellen unberücksichtigt bleibt. So zeigte Mike Scherer auf, unter welchen Bedingungen ein zeitlicher Vorsprung hinreichend ist und somit kein staatlich sanktioniertes Monopol, wie es ein Patentschutz gewährt, als Anreiz für Innovationen notwendig ist.

Alberto Galasso, Associate Professor an der Universität Toronto, stellte eine Untersuchung zum Zusammenhang von Patentrechten und kumulativen Innovationen vor. Die Arbeit untersucht, ob nachträglich durch Gerichtsurteile ungültig erklärte Patente häufiger die Grundlage für Folgeinnovationen liefern als weiterhin gültige Patente. Die Ergebnisse zeigen, dass Patente Folgeinnovationen nicht im Allgemeinen blockieren. Trotzdem können unter gewissen Umständen negative Auswirkungen des Patentschutzes eintreten. Damit wurde Raum für Verbesserungen des Patentrechts aufgezeigt.

Am zweiten Tag stellte Professor Reinhilde Veugelers von der KU Leuven einen Ansatz zur Messung von radikalen Innovationen auf Grundlage von Patentdaten vor. Forscher interessieren sich seit je her für die Innovationen, die besonders neu und kreativ sind und sich durch ein hohes technologisches und ökonomisches Potenzial auszeichnen. Die Klassifizierung solcher Innovationen in den Patentdatenbanken stellt sich jedoch als schwierig heraus. Der vorgestellte Ansatz adressierte somit ein sehr praktisches Problem in der empirischen Innovationsforschung.

Jordi Jaumandreu, PhD, Senior Researcher an der Boston University, sprach als vierter Hauptredner zum Abschluss über den Zusammenhang von Innovationen und Beschäftigung. Innovationen haben durchaus das Potenzial Arbeitsplätze zu vernichten. Gleichzeitig schaffen sie aber auch Arbeitsplätze in neuen, zukunftsträchtigen Branchen. Auf Basis theoretischer Modelle und mit Hilfe der auch teilweise am ZEW erhobenen Daten des europäischen Community Innovation Surveys kann ein eindeutig positiver Effekt durch Produktinnovationen zugunsten von zusätzlichen Arbeitsplätzen gefunden werden.