Insel-Bewohner skeptisch bei Paketzustellung mit Drohnen

Forschung

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erarbeiteten ein Paketversorgungskonzept, bei dem Drohnen entlang festgelegter Routen zu bestimmten Landepunkten auf den Inseln und Halligen fliegen.

Die Bewohnerinnen und Bewohner der nordfriesischen Inseln und Halligen stehen einem Konzept, das Versorgungslücken mithilfe von Drohnen schließen will, überwiegend ablehnend gegenüber. In Interviews mit Forschenden des ZEW Mannheim, der Universität Hannover und des Luftfahrtforschungsinstituts Bauhaus Luftfahrt äußern sie Bedenken – vor allem hinsichtlich Umweltschutz, Nachhaltigkeit, touristischer Attraktivität und Einsatzfähigkeit der Drohnen bei schlechten Wetterverhältnissen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erarbeiteten ein Paketversorgungskonzept, bei dem Drohnen entlang festgelegter Routen zu bestimmten Landepunkten auf den Inseln und Halligen fliegen. „Diese Routen orientieren sich an den Fährverbindungen, um sensible Gebiete des Nationalparks zu umgehen und die Tierwelt möglichst wenig zu beeinträchtigen“, sagt Dr. Anna Straubinger, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich Umwelt- und Klimaökonomik. Die Paketzustellung per Drohne soll vor allem den Fährbetrieb in der Nebensaison ergänzen und während niedriger Wasserstände. Auf jeder Tour sollen mehrere Pakete transportiert werden.

Bewohner/innen sorgen sich um Naturschutz

Zwar habe das Konzept laut Meinung der Wissenschaftler/innen Potenzial, die Versorgung der Insel- und Halligbewohnenden mit zeitkritischen Gütern mittels Paketzustellung per Drohne zu verbessern. „Die Interviews mit den Ortsansässigen zeigen jedoch, dass diese der neuen technischen Lösung überwiegend skeptisch gegenüberstehen“, sagt Straubinger. „Einige Befragte lehnen den Einsatz von Drohnen gänzlich ab, da sie das Angebot weder als nachhaltig noch als notwendig ansehen.“ Sie führen insbesondere den Naturschutz – Störung der Tierwelt, Lärmbelästigung – und die damit einhergehende Beeinträchtigungen des Erholungstourismus als Argumente gegen die Paketzustellung von Drohnen an. Weiterhin äußern sie Bedenken, ob Drohnen bei Sturm überhaupt eingesetzt werden können. Nur wenige Befragte zeigen sich interessiert an der Umsetzung des Konzepts.

Die Befragten beurteilen in den Interviews die aktuelle Versorgungslage unterschiedlich – diese hängt von der jeweiligen Anbindung an das Festland und der Jahreszeit ab. Das Angebot vor Ort deckt weitgehend den Basisbedarf der Einheimischen ab. Einschränkungen in der Versorgung sehen die Befragten vor allem abhängig von Saison, Tidenstand und Witterungslage. „Versorgungslücken gibt es insbesondere bei Medikamenten, Baumaterial und Ersatzteilen für landwirtschaftliche Maschinen“, so Straubinger. Auch den Inselzuschlag – höhere Frachtkosten beim Transport auf Inseln und Halligen – nehmen die Befragten als Einschränkung wahr. Daher spielt der Onlinehandel aufgrund günstiger Preise und auch des größeren Angebots eine große Rolle.

Für die Studie befragten die Universität Hannover, Bauhaus Luftfahrt und das ZEW Mannheim insgesamt sechs Bewohnerinnen und Bewohner der nordfriesischen Inseln und Halligen in leitfadengeführten Interviews. Der Leitfaden gliederte sich in drei Abschnitte: die aktuelle Versorgungslage und mögliche Einschränkungen sowie das erarbeitete Versorgungskonzept mit Drohnen in der Paketzustellung.

Raumplanung in Deutschland

Gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land herzustellen, ist eine der Kernaufgaben der Raumplanung in Deutschland, und der Europäische Ausschuss der Regionen rückt die Angleichung zwischen Inseln und Festland in den Mittelpunkt. In küstennahen Gebieten, wie etwa auf den nordfriesischen Inseln und den Halligen, ist die Bevölkerung bei der Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs stark auf Fährverbindungen angewiesen. Diese verkehren jedoch abhängig von Witterung und Tide sowie vom saisonalen Tourismus.

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