Eurogebiet kommt besser als Deutschlands Wirtschaft durch die Pandemie

Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung

Volkswirte prognostizieren jedoch niedrigere Arbeitslosenquote für Deutschland

Die Median-Prognose für das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Eurogebiet steigt weiter an.

Die Expertinnen und Experten für Konjunktur erwarten für das Eurogebiet ein besseres Wirtschaftswachstum als für die deutsche Wirtschaft. Auch die Inflationsrate liegt im Eurogebiet niedriger als in Deutschland. Insgesamt erreichen die Inflationsraten jedoch ein neues Rekordniveau. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW und Börsenzeitung.

Die Median-Prognose für das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Eurogebiet steigt von 5,0 im letzten Monat auf aktuell 5,1 Prozent. Für 2022 bleibt die BIP-Prognose unverändert bei 4,4 Prozent. Die BIP-Prognosen für die deutsche Wirtschaft sind allerdings für beide Jahre um jeweils 0,1 Prozentpunkte gesunken und liegen jetzt bei 2,6 Prozent für das laufende Jahr und bei 4,5 Prozent für das Jahr 2022.

Arbeitslosenquote Deutschlands soll weiter zurückgehen

Die BIP-Prognosen für die deutsche Wirtschaft sind für 2021 und 2022 um jeweils 0,1 Prozentpunkte gesunken.

Nach diesen Prognosen sieht es so aus, als ob die deutsche Wirtschaft schlechter durch die Pandemie kommen werde als das Eurogebiet insgesamt, jedenfalls gemessen am BIP-Wachstum. Betrachtet man den Arbeitsmarkt, dann dürfte die Arbeitslosenquote im nächsten Jahr in Deutschland mit 5,2 Prozent deutlich unter der Arbeitslosenquote im Eurogebiet liegen, die auf 7,3 Prozent prognostiziert wird. Wenn man die Zahlen von Eurostat betrachtet, wird der Abstand noch größer: Nach deren Definition liegt die Arbeitslosenquote Deutschlands derzeit um ca. 1,7 bis 1,8 Prozentpunkte niedriger als diejenige, die von der Agentur für Arbeit berechnet wird.

Inflationsraten erreichen neue Höchstwerte – Trendwende zu erwarten?

Die Wirtschaftserholung nach dem Konjunktureinbruch zu Beginn der Pandemie hat seit Jahresanfang zu einem sehr starken Anstieg der Verbraucherpreisinflation geführt. Mit 4,9 Prozent im Eurogebiet und 5,2 Prozent in Deutschland erreichen die Inflationsraten im November neue Höchstwerte. Nach wie vor gehen die Expertinnen und Experten jedoch davon aus, dass die Inflationsraten im kommenden Jahr wieder sinken werden, allerdings werden die Prognosen etwas angehoben. 2022 soll die durchschnittliche jährliche Inflationsrate im Eurogebiet bei 2,0 Prozent liegen und damit genau dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) entsprechen. Für Deutschland wurden die Inflationsprognosen für das nächste Jahr von zuvor 2,1 Prozent auf aktuell 2,4 Prozent angehoben. Im Vergleich zu den derzeitigen Inflationsraten und auch im Vergleich zu den Durchschnittswerten für 2021 gehen die Expertinnen und Experten damit nicht nur von einer Trendwende nach unten, sondern sogar von einem sehr starken Rückgang im Verlauf des nächsten Jahres aus. Die monetären Bedingungen sollen entsprechend unverändert bleiben, eine Wende bei der Geldpolitik oder am Anleihemarkt wird – nach wie vor – nicht angenommen.

Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung

In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.

Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.

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Michael Schröder
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