Konjunkturexperten/-innen unsicher über Entwicklungen

Medianprognose des BIP für das Eurogebiet für 2023 mit 0,2 Prozent noch leicht positiv.

Für 2023 wird für die Konjunktur im Eurogebiet eine Stagnation erwartet. Für Deutschland liegen die BIP-Erwartungen im negativen Bereich. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW Mannheim und Börsen-Zeitung.

Die Konjunktur- und Inflationsprognosen für das Eurogebiet sind gegenüber dem Vormonat praktisch unverändert. Für dieses Jahr wird mit 3,1 Prozent (Median) noch ein relativ hohes Wachstum des realen BIP erwartet, mit 0,2 Prozent im nächsten Jahr droht eine Stagnation.

Eurozonen-BIP seit 2019 steigt trotz Krisen

Im Vergleich zu 2019, also kurz vor Beginn der Corona-Krise, wuchs das reale BIP des Eurogebiets im Zeitraum 2019 bis 2022 insgesamt um 1,4 Prozent. Trotz der erheblichen wirtschaftlichen Probleme, die aufgrund der Corona-Pandemie und dem Krieg Russlands mit der Ukraine ausgelöst wurden, ist inzwischen das Vorkrisenniveau – gemessen am realen BIP – somit leicht überschritten. Die Medianprognose für 2023 ist mit 0,2 Prozent zwar noch leicht positiv, es gibt aber auch einige Expertinnen und Experten, die Schlimmeres befürchten: Die niedrigste Prognose („tief“) liegt immerhin bei einem Rückgang um 2,2 Prozentpunkte, auf der Gegenseite des Prognosespektrums („hoch“) wird höchstens ein Wachstum um 0,7 Prozent für möglich gehalten.

Schlechtere Aussichten für die deutsche Wirtschaft

Für 2023 ein Rückgang um 0,7 Prozent (Median) des deutschen BIPs erwartet.

Für die deutsche Wirtschaft sieht der Vergleich mit 2019 etwas schlechter aus: Das Niveau des realen BIP dürfte Ende 2022 höchstens das Niveau von vor der Corona-Krise im Jahr 2019 erreicht haben, es aber nicht überschreiten. Und für das Jahr 2023 wird schon wieder ein Rückgang um 0,7 Prozent (Median) erwartet. Für das deutsche BIP liegt die Bandbreite der Prognosen mit -3,5 Prozent (tief) und 0,3 Prozent (hoch) fast vollständig auf der negativen Seite.

Hohe Unsicherheit über die Entwicklung der Konsumentenpreise

Die Inflationsprognosen für das Eurogebiet sind mit 8,3 Prozent (Vormonat: 8,2 Prozent) für 2022 und 6,5 Prozent (Vormonat: 6,3 Prozent) für 2023 zwar ganz leicht angestiegen; die Expertinnen und Experten gehen jedoch unverändert von einer Abschwächung im nächsten Jahr aus. Die Bandbreite der Prognosen für das nächste Jahr ist mit [4,0 Prozent bis 8,1 Prozent] recht groß und drückt damit die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Konsumentenpreise aus.

Für das Eurogebiet stärker inverser Zinsmarkt erwartet

Bei den kurzfristigen Zinsen im Eurogebiet wird auf Sicht von 12 Monaten ein weiterer Anstieg um einen Prozentpunkt prognostiziert, die langfristigen Zinsen sollen hingegen leicht unter dem jetzt erreichten Niveau liegen. Entsprechend sehen die Expertinnen und Experten in 12 Monaten eine noch stärker inverse Zinsstrukturkurve als heute. Für die Vereinigten Staaten lassen sich die prognostizierten Zinsen aus den Prognosen für die Zinsdifferenzen zum Eurogebiet ablesen. So sollen sich sowohl die kurzfristigen als auch die langfristigen Zinsen in den USA auf Sicht von 12 Monaten nur wenig verändern. Insbesondere wird keine weitere Verschärfung der Geldpolitik des Federal Reserve Systems (Fed) erwartet. Die Veränderungen bei den Zinsdifferenzen USA-Eurogebiet kommen daher vor allem von Veränderungen der Zinsen im Eurogebiet.

Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung

In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.

Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.

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