Im Februar gab es mit mit einem Vortrag zur "Ökonomie des Glücks" von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Bruno Frey, Universität Zürich, ein besonderes Highlight im Rahmen des ZEW Research Seminars. Beim ZEW Research Seminar geben ZEW-Wissenschaftler und externe Referenten Einblicke in den Forschungsstand ausgewählter Fachgebiete und Forschungsprojekte.

Es sollte nicht überraschen, dass sich Wirtschaftswissenschaftler intensiv mit dem Thema "Glück" beschäftigen. Schließlich ist die Idee der Nutzenmaximierung eines der zentralen Konzepte in der Ökonomie. Der Nutzen kann nicht direkt gemessen werden, sondern wird aus dem beobachteten Verhalten der Akteure abgeleitet. Eine andere Möglichkeit, ihn zu erfassen, stellen Studien dar, die Menschen nach ihrer subjektiven Lebenszufriedenheit, nach Glück also, befragen.

 

Auch die Frage nach den Ursachen für individuelles Glück ist für Ökonomen von hoher Relevanz. Im Rahmen des ZEW Research Seminars verwies Bruno Frey auf drei Ursachengruppen. Das seien, so Frey, zum einen die demografischen Faktoren. Unter ihnen spiele insbesondere die Gesundheit eines Individuums die größte Rolle. Auch stellt Frey einen systematischen Zusammenhang zwischen Glück und Alter fest: Das Wohlbefinden falle von der Jugend bis Mitte 30 leicht ab. Danach nehme es wieder zu. Darüber hinaus zeigen Freys Forschungen, dass Paare glücklicher sind als Singles und Hausfrauen glücklicher als Menschen im Berufsleben.

Unter den wirtschaftlichen Faktoren dominiere die Arbeitslosigkeit als "Glückdämpfer". Entgegen vieler Annahmen steigere ein höheres Einkommen das Glücksempfinden allerdings nur wenig, so Frey. Bezieher höherer Einkommen fühlten sich zwar glücklicher als solche mit niedrigerem Verdienst, aber der Unterschied sei nicht besonders groß. Entscheidender als das absolute Einkommen ist Frey zufolge der Vergleich mit anderen Personen.

Frey und seine Mitarbeiter können darüber hinaus einen ganz anderen Einfluss auf das Glück nachweisen: Die institutionellen Faktoren. Je stärker entwickelt die Institutionen der direkten Demokratie seien, desto glücklicher seien auch die Menschen. Könnten sich die Bürger mittels Initiativen und Referenden unmittelbar politisch beteiligen, seien die Politiker gezwungen, auf deren Wünsche einzugehen. Zum Nutzen aus dem vorteilhaften Ergebnis komme ein Nutzen aus der Beteiligungsmöglichkeit an sich. Wenn die Bürger das politische Geschehen mitbestimmen könnten, seien sie darüber hinaus bereit, Entscheidungen zu akzeptieren, die ihnen ansonsten nicht unbedingt gefallen, so Frey. Dieses Ergebnis schließt sich nahtlos an frühere Forschungsresultate an, die günstige Auswirkungen der direkten Demokratie auf die Steuermoral und das Prokopfeinkommen der Bürger nachweisen.

Glück ist nicht nur Privatsache
Im Gegensatz zu manchen Auffassungen werde Glück demnach nicht nur im engen privaten Raum bestimmt, sondern habe mit den wirtschaftlichen und institutionellen Gegebenheiten zu tun, erläuterte Frey. Damit hänge das Glück der Menschen auch von der Politik ab. Für Frey stellen die Erkenntnisse der Glücksökonomik einen wichtigen Input für den politischen Diskurs dar. Von einer Maximierung des Glücks als politischem Ziel rät er jedoch dringend ab. Zum einen gebe es keinen benevolenten Diktator, der dieses Ziel tatsächlich anstreben würde. Zum anderen führe eine solche Instrumentalisierung zu Verzerrungen und strategischem Antwortverhalten bei der Glückserfassung.