Beschäftigungsgarantien stärken privatisierte Unternehmen

Forschung

ZEW-Studie zu Privatisierungen nach der Wiedervereinigung

Laut einer ZEW-Studie zu Privatisierungen nach der Wiedervereinigung stärken Beschäftigungsgarantien privatisierte Unternehmen.

Nach dem Mauerfall privatisierte die Treuhandanstalt (THA) Tausende ostdeutscher Unternehmen, die bis dahin DDR-Staatseigentum gewesen waren. Wie eine gemeinsame Studie des ZEW Mannheim, des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sowie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, entwickelten sich dabei Unternehmen, deren neue Eigentümer/innen mit Unterzeichnung des Kaufvertrags auch ein Mindestbeschäftigungsniveau garantierten, deutlich besser als Unternehmen ohne die verbindliche Zusage.

So übertraf das jährliche Produktivitätswachstum der Unternehmen mit einer bindenden Beschäftigungszusage das der Unternehmen ohne eine solche Zusage um 14 Prozentpunkte. Ihre Beschäftigung legte jährlich sogar um 22 Prozentpunkte stärker zu.

Produktivität stieg deutlich

„Für die Entwicklung von Produktivität und Belegschaft im einzelnen Unternehmen spielte es dabei eine große Rolle, wie hoch das zugesicherte Beschäftigungsniveau im Verhältnis zum Ausgangsniveau lag“, erläutert Dr. André Diegmann, Junior Research Associate des ZEW, Wissenschaftler am IWH und dem IAB und einer der Studienautoren. Die Produktivität der privatisierten ostdeutschen Unternehmen mit Beschäftigungsgarantie stieg um durchschnittlich 86,8 Prozent. Sie nahm insbesondere bei denjenigen Unternehmen deutlich stärker zu, deren Beschäftigung anfangs merklich unter der vertraglich festgelegten lag.

Ein ähnlicher Zusammenhang gilt für die Entwicklung der Zahl der Beschäftigten: Sie wuchs im Durchschnitt um sechs Prozent. Jedoch schrumpfte die Beschäftigung in Unternehmen, deren Ziel nahe dem ursprünglichen Niveau lag, um durchschnittlich 6,8 Prozent. In Unternehmen hingegen, deren Ziel über ihrem Ausgangsniveau lag, nahm sie um durchschnittlich 54 Prozent zu.

Beschäftigungsgarantien machten den Unterschied

Außerdem simulierte das Forschungsteam ein alternatives Szenario ohne verbindliche Beschäftigungszusagen. Das Ergebnis: Die Garantien trugen entscheidend dazu bei, die Beschäftigung in Ostdeutschland zu stabilisieren. „Ohne Garantien hätte die Gesamtbeschäftigung in Ostdeutschland zehn Jahre nach der Wiedervereinigung um 15 Prozent niedriger gelegen, als dies tatsächlich der Fall war. Dies unterstreicht die bedeutende Rolle der Arbeitsmarktpolitik“, betont Diegmann.

Datengrundlage

Die ZEW-Studie beruht auf Daten des Bundesarchivs, die alle von der THA erstellten Verträge und Unterlagen enthalten. „Dank einer institutionellen Kooperation mit dem IWH war das Forschungsteam unter den ersten, die Zugang zu diesen vertraulichen Daten erhielten“, so Diegmann. Der Datensatz, den das Forschungsteam nutzte, umfasst 18.235 Verträge mit Beschäftigungsgarantien. Des Weiteren flossen auch Daten des Mannheimer Unternehmenspanels (MUP) mit Informationen zu mehr als neun Millionen Unternehmen in Deutschland und deren Unternehmensproduktivität in die Analyse ein.

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Committing to Grow: Privatizations and Firm Dynamics in East Germany

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