Allgegenwart der Digitalisierung – Genug der Fakten, jetzt ist Handeln gefragt

Kommentar

Durchdringung und Allgegenwart sind die besonderen Eigenschaften digitaler Technologien.

Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist gespickt mit Digitalthemen, neue Ziele werden ausgerufen: ein europäisches Zentrum für Künstliche Intelligenz (KI) à la Airbus oder CERN muss her. Das mag in die richtige Richtung gehen. Aber es ist an der Zeit, endlich die Hausaufgaben zu machen, die jahrelang versäumt wurden. Das sind: Breitbandausbau, E-Government und die Förderung des Mittelstandes, kommentiert Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“ am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim.

Durchdringend und allgegenwärtig - das sind die besonderen Eigenschaften digitaler Technologien, im Englischen kurz und prägnant mit dem Begriff „pervasive“ beschrieben. Nicht zuletzt deshalb ist die Digitalisierung weltweit zu einem der Topthemen der gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Debatte avanciert. Kein Wunder also, dass sich auch die Bundesregierung diesem Thema verschrieben hat und der Koalitionsvertrag mit Digitalthemen geradezu gespickt ist. Die Durchdringung und Allgegenwart der Digitalisierung ist auch Grund dafür, dass sich an Hochschulen verschiedene Disziplinen und Subdisziplinen zunehmend mit diesem Thema befassen.

Zahlreiche empirische Studien zeigen, dass die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in der Wirtschaft Innovationspotenziale eröffnet und zum Produktivitätswachstum beiträgt. Beispielsweise sind hoch digitalisierte Unternehmen besser durch die Wirtschaftskrise 2008/2009 gekommen als gering digitalisierte. Produktivitätsniveau und -wachstum haben sich bei hoch digitalisierten Unternehmen kaum verringert, während sie bei gering digitalisierten Unternehmen stark zurückgingen. Gleichzeitig waren hoch digitalisierte Unternehmen erfolgreicher darin, Prozessinnovationen umzusetzen und durch effizientere Gestaltung von Prozessen Kosten einzusparen. Unternehmen, die auf Big Data setzen und große Datenmengen systematisch auswerten, sind innovativer also eher dazu in der Lage, neue Produkte und Dienste zu entwickeln oder signifikant zu verbessern und erzielen höhere Umsatzanteile mit ihren Innovationen.