ZEW Discussion Paper Nr. 08-128 // 2008

FDI and Taxation - A Meta-Study

Trotz des hohen politischen Interesses an den Themen des Steuerwettbewerbes bzw. der Steuerharmonisierung und der daraus resultierenden Vielzahl theoretischer Analysen zum Thema bleibt die Frage nach deren ökonomischen Implikationen letztlich noch unbeantwortet. Insbesondere der Einfluss des internationalen Steuergefälles auf die Investitionsentscheidungen multinationaler Unternehmen ist deshalb zunehmend ein Objekt der empirischen Analyse geworden. Die empirische Literatur zum Zusammenhang zwischen Besteuerung und ausländischen Direktinvestitionen (ADI) der vergangenen 25 Jahre ist indes von einer ähnlichen Diversität geprägt wie die entsprechenden theoretischen Analysen. Diese Heterogenität der Ergebnisse führt zu einem steigenden Bedarf an präzisen, methodisch fundierten und vor allem quantitativen Übersichtsstudien (sog. Meta-Analysen) über die bestehende empirische Evidenz. In dieser Arbeit werden vorhergehende Meta-Studien zum Thema Besteuerung und ausländische Direktinvestitionen auf dreifache Weise erweitert. Zunächst wird die Datengrundlage der quantitativen Meta-Analyse um die aktuellsten Studien bereichert. Ein ausführlicher methodischer Teil der Analyse wird anschließend unterschiedliche Schätzverfahren zur Durchführung von Meta-Regressionen in einem integrierten ökonometrischen Rahmen darstellen und zudem eine Strategie zur Auswahl des zur Analyse der vorliegenden Meta-Daten präferierten Verfahrens entwickeln. In einem dritten Schritt werden anschließend wesentliche Aspekte untersucht, deren Diskussion in der aktuellen empirischen Literatur von Bedeutung ist. Die Methodik der Meta-Analyse ist geeignet, für zahlreiche dieser Aspekte einen klärenden Beitrag zu generieren. Zu den im Detail untersuchten Fragestellungen gehört der potenziell mildernde Einfluss der Ausgabenseite des öffentlichen Budgets auf den (abschreckenden) Steuereffekt. Zudem werden die Implikationen der Verwendungen aggregierter Daten (im Gegensatz zu Informationen auf Firmenebene), die Implikationen der Verwendung bilateraler Steuerbelastungsmaße (im Gegensatz zur Verwendung unilateraler Steuerbelastungsmaße ohne Berücksichtigung bilateraler steuerlicher Regelungen) sowie die mögliche Existenz einer publikationsbedingten Verzerrung der in der Primärliteratur gemessenen Effektgrößen (sog. publication bias) untersucht. Im Ergebnis ermittelt die vorliegende Arbeit u.a. eine präzisionsgewichtete durchschnittliche Semi-Elastizität (prozentuale Reaktion der ADI auf eine Variation der Steuerbelastung um einen Prozentpunkt) von absolut 1.68, basierend auf den Median-Resultaten aus jeder der berücksichtigten Studien. Keine eindeutige Evidenz findet sich für das Vorliegen von publication bias. Indes scheint die Verwendung aggregierter Daten die gemessenen adversen Effekte der Besteuerung auf ADI zu verstärken, die Präzision der Schätzung jedoch zugleich zu verringern. Bilaterale Steuerbelastungsmaße führen zu (absolut) höheren primär gemessenen Steuereffekten als ihr unilaterales Pendant. Sie scheinen somit eher geeignet, die von der Besteuerung ausgehenden Anreize auf transnationale Investitionsentscheidungen zu erfassen. Interessanterweise konnte kein mildernder Effekt von Größen auf der Ausgabenseite des öffentlichen Budgets auf die abschreckende Wirkung der Besteuerung nachgewiesen werden. Dies könnte als Hinweis auf die bisherige Verwendung unzureichender Maße für die Bereitstellung der aus Unternehmenssicht relevanten öffentlichen Güter gewertet werden.

Feld, Lars und Jost Henrich Heckemeyer (2008), FDI and Taxation - A Meta-Study, ZEW Discussion Paper Nr. 08-128, Mannheim.