ZEW–CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Leicht verschlechterte Einschätzung der gegenwärtigen Lage, ZEW Credit Suisse Indikator bezüglich der Konjunkturerwartungen ist mit -23,7 Punkten ebenfalls leicht rückläufig

Konjunkturindikator Schweiz

In der im Dezember vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Credit Suisse durchgeführten Umfrage hat sich die Einschätzung der Finanzmarktexperten bezüglich der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage erneut leicht verschlechtert. Auch der ZEW Credit Suisse Indikator für die Erwartungen bezüglich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung fällt erneut leicht auf -23,7 Punkte. Es rechnen 10,2 Prozent der Umfrageteilnehmer mittelfristig mit einer Verbesserung der konjunkturellen Dynamik, während 33,9 Prozent eine geringere Dynamik erwarten. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (52,5 Prozent) erwartet eine Aufwertung des Schweizerfrankens gegenüber dem Euro, nur 1,7 Prozent eine weitere Abwertung. Vor der morgigen Zinsentscheidung rechnen über 86 Prozent der Befragten damit, dass die kurzfristigen Zinsen weiter ansteigen werden. Die Inflationserwartungen haben sich kaum verändert, der Indikator liegt bei 18,6 Punkten.

Nach einem außerordentlich guten Jahr 2006 gehen die Analysten zuversichtlich in das neue Jahr. Der Indikator für die gegenwärtige Wirtschaftslage weist zwar gegenüber dem November-Ergebnis einen leichten Rückgang von -1,9 Punkten auf, unterstreicht aber mit 91,5 Punkten die nach wie vor geltende optimistische Stimmung. Auch bei den Zukunftsaussichten gibt es nur geringfügige Änderungen. Mit -23,7 Punkten (-2,4 Punkte gegenüber dem Vormonat) signalisiert der entsprechende Indikator eine bevorstehende Verlangsamung der Konjunktur. Während 10,2 Prozent der Umfrageteilnehmer mit einer weiteren Verbesserung des wirtschaftlichen Momentums rechnen, erwarten 33,9 Prozent eine Verschlechterung. Der Rest – mehr als die Hälfte der Teilnehmer – hält ein Andauern der sehr guten Lage in den nächsten sechs Monaten für das wahrscheinlichste Szenario. Das leicht schwächere Wachstum wird vermutlich in erster Linie durch die eingetrübten Einschätzungen bezüglich der Konjunktur in den USA und der Wachstumsverlangsamung in der Euro-Zone bedingt. Das Umfeld für die privaten Konsumausgaben dürfte dagegen günstig bleiben. Der Konsum sollte von der positiven Beschäftigungs- und Lohnentwicklung profitieren können und dadurch der Schweizer Wirtschaft 2007 zu einem weiterhin robusten und breiter abgestützten Wachstum verhelfen.

Die Inflationsrate blieb 2006 trotz des hohen Wirtschaftswachstums niedrig. Für das erste Halbjahr 2007 erwarten etwa zwei Drittel der Befragten eine unverändert tiefe Preissteigerung, ein Viertel hält eine höhere Teuerungsrate für wahrscheinlicher. Trotz niedriger Inflation wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) den eingeschlagenen Weg einer langsamen Normalisierung der Leitzinsen fortsetzen. Daher wäre zumindest für 86,4 Prozent der Umfrageteilnehmer eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Rahmen der bevorstehenden Beurteilung der geldpolitischen Lage keine Überraschung. Einen Anstieg der langfristigen Zinssätze erwarten hingegen nur 54,2 Prozent der Experten.

Die Wechselkursentwicklung des Schweizerfrankens zum Euro zeigte im Jahresverlauf 2006 einen kontinuierlichen Abwertungstrend. Mitte November erreichte der Schweizerfranken einen neuen Tiefstand im Verhältnis zum Euro. Diese Entwicklung fand vor dem Hintergrund einer schneller agierenden Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der anhaltenden Attraktivität des Schweizerfrankens zur Finanzierung von „Carry Trades“ statt. Die Auswertung der Umfrage bezüglich der erwarteten Wechselkursentwicklung des Schweizerfrankens zum Euro zeigt eine Zunahme jener Stimmen, die eine Aufwertung des Frankens für wahrscheinlich halten.

Nach einem Höchststand Anfang August von rund 78 US-Dollar pro Fass und einem Jahrestief Anfang November von rund 55 US-Dollar pro Fass ist der Erdölpreis in den letzten Wochen wieder etwas deutlicher über 60 US-Dollar pro Fass geklettert. Dies wird mit Befürchtungen einer weiteren Produktionsdrosselung durch die Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) begründet. Trotz der erwarteten weltwirtschaftlichen Verlangsamung dürften die Ölpreise nach Ansicht der Analysten auch 2007 auf hohem Niveau bleiben.

Die Spezialfrage bezog sich im Dezember auf die Einschätzung bezüglich der Aktienmarktentwicklung 2007, sowie der bevorzugten Sektorallokation in diesem Umfeld.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.

Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und Gesamt.

Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

Ansprechpartner

Gunnar Lang (ZEW), Telefon: +49/621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de 

Thomas Herrmann (CS), Telefon: +41/44/333-5062, E-Mail: thomas.herrmann@credit-suisse.com