Konferenz zur Ökonomie der Informations- und Kommunikationstechnologien

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Ende Juni 2011 trafen bereits zum neunten Mal 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa und Nordamerika auf einer Konferenz zum Thema "Die Ökonomie der Informations- und Kommunikationstechnologien" am ZEW zusammen. Die zweitägige Konferenz wurde von der ZEW-Forschungsgruppe Informations- und Kommunikationstechnologien mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgerichtet.

Der Einführungsvortrag von Avi Goldfarb (University of Toronto, Kanada) befasste sich mit der Frage, inwieweit geographische Distanzen durch die Nutzung des Internets irrelevant werden. Am Beispiel einer Internetplattform zur "Schwarmfinanzierung" (Crowdfunding) für aufstrebende Musikgruppen erörterte er, ob die Investitionsentscheidung unabhängig von der geographischen Distanz zwischen Investor und Musiker getroffen wird. Seine Studie mit Daten der Plattform "Sellaband" liefert dazu zwei unterschiedliche Erkenntnisse: Die hohe durchschnittliche geographische Distanz von 5.000 Kilometern zwischen Investoren und begünstigten Musikgruppen spricht dafür, dass die Distanz die Investitionsentscheidung nicht beeinflusst. Andererseits sind aber lokale Investoren, welche sich meist aus dem Familien- und Freundeskreis rekrutieren, im frühen Stadium der Kapitalbeschaffung weiterhin von zentraler Bedeutung.

Schwerpunkt zu Werbung und Marketing

Ein Schwerpunkt der Konferenz lag in diesem Jahr auf den Themen Marketing und Werbung. Ein Vortrag ging beispielsweise der Frage nach, ob sich Weblogger durch die Einführung eines erfolgsabhängigen Vergütungssystems auf Artikel für den breiten Massengeschmack konzentrieren und dadurch die Vielfalt an veröffentlichten Themen und Meinungen beschränkt wird. Die Studie verwendet dazu Daten eines chinesischen Internetportals, welches die Blogger abhängig von der Anzahl ihrer Leser an den Werbeeinnahmen beteiligt. Es zeigt sich, dass durch die Vergütung die Themenvielfalt abnimmt, jedoch bei der Qualität der einzelnen Artikel eine Zunahme zu verzeichnen ist.

Im Themenkomplex Marketing gab es weiterhin eine Präsentation über virales Marketing in Form von strategisch platzierten Botschaften. Mit Daten einer Marketingkampagne eines Mobilfunkunternehmens weist die Studie nach, dass der Grad der Vernetzung eines Individuums erheblichen Einfluss auf den Erfolg von viralem Marketing hat. Weiterhin wurde eine Studie über den Zusammenhang von TV-Werbung und Suchmaschinenanfragen vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ausstrahlung von TV-Werbung für Finanzdienstleistungen zwar nicht zu einer höheren Anzahl aller Suchanfragen zu diesem Thema führt. Dennoch entsteht für das werbende Unternehmen ein positiver Effekt, da nun verstärkt direkt nach dem entsprechenden Firmennamen gesucht wird.

Das breite Themenspektrum der Konferenz umfasste darüber hinaus Studien aus den Bereichen Innovations-, Arbeits- und Makroökomomik, wobei jeweils ein Zusammenhang zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) gegeben war. Des Weiteren beschäftigten sich sowohl empirische als auch theoretische Beiträge mit den ökonomischen Aspekten von Netzwerkinfrastruktur, Online-Märkten, Computerspielen, Suchmaschinen und Nachrichten.

Den Abschlussvortrag der Konferenz hielt Dina Mayzlin (Yale School of Management, USA) über die Selbstdarstellung von Unternehmen auf Produktbewertungsplattformen. Ihre vorgestellte Studie untersucht, inwieweit Unternehmen Kritiken für die eigenen Produkte selbst verfassen und welche Anreize für diese Art der Manipulation bestehen. Mit Daten der Hotelbewertungsplattformen "TripAdvisor" und "Expedia" kann sie zeigen, dass Manipulationen stattfinden und diese bei steigendem Wettbewerb zunehmen.

Die Konferenz profitierte von der hervorragenden Arbeit des wissenschaftlichen Komitees, welches aus den über 60 eingereichten Studien die an der Konferenz vorgestellten Beiträge ausgewählt hatte. Im Einzelnen bestand das Komitee aus Ulrich Kaiser (Universität Zürich, Schweiz und ZEW), Mary O’Mahony (University of Birmingham, Vereinigtes Königreich), Martin Peitz (Universität Mannheim und ZEW), Catherine Tucker (Massachusetts Institute of Technology, USA), Tommaso Valletti (Imperial College London, Vereinigtes Königreich) sowie Joel Waldfogel (University of Minnesota, USA).